Samstag, 15. Oktober 2011

Deutsche Ex-Gay-Aktivisten werden gefeiert

Ein neuer evangelikaler Preis soll die zweifelhafte Arbeit zweier großer Exgay-Organisationen Deutschlands würdigen. Am 22. Oktober sollen Markus Hoffmann von "Wuestenstrom" und Christl R. Vonholdt von "Deutsches Institut für Jugend und Gesellschaft" (DIJG) mit dem Förderpreis der Christlichen Bildungsstiftung für ihre seelsorgerliche und engagierte Arbeit ausgezeichnet werden. Der Preis ist mit 1.000 Euro dotiert.
Der Vorsitzende der Christlichen Bildungsstiftung, Andreas Späth, begründet die Auszeichnung mit der fehlenden Förderung in Kirche und Gesellschaft, sich für betroffene Homosexuelle mit notwendiger Hilfe und Forschung einzusetzen. Die Christenheit stünde in einer Bringschuld, so Späth. Hoffmann und Vonholdt arbeiteten bewusst gegen den Trend der vorherrschenden Meinung und hätten sich somit den Preis verdient gemacht.
Laudatoren sind die Philosophieprofessorin Edith Düsing von der Freien Theologischen Hochschule Gießen und Albrecht Fürst zu Castell-Castell. Der 86-jährige Unternehmer hat erst im Januar den Widerstand gegen die Gleichstellung von Homosexuellen mit dem Widerstand im Dritten Reich verglichen.

Der LSVD kritisierte unlängst das Vorhaben. "Hier soll unverantwortliches Handeln belohnt werden. Die Umpolungsangebote verletzen Menschenrechte, sie verunsichern Jugendliche und Erwachsene und sind gefährlich", meint Hartmut Rus vom LSVD. Mit fragwürdigen Methoden würden beide Ex-Gay-Aktivisten die "Heilung" von vermeintlich gestörten Homosexuellen propagieren.
Entgegen sämtlicher wissenschaftlicher Untersuchungen wird an einem Krankheitsbild der Homosexualität festgehalten, das verunsicherte Ratsuchende in ihrer persönlichen Selbstablehnung bestärken soll und ein heteronormatives Verhalten entgegen der sexuellen Identität antrainiert werden soll. Homosexualität soll so als "unnatürlich" und "heilbar" dargestellt werden, der Ratsuchende habe die Wahl zur "Veränderung", schließlich käme kein Mensch homosexuell zur Welt.
„Beide Organisationen bekämpfen unter dem Denkmantel von so genannten Hilfsangeboten seit Jahren homosexuelle Lebensweisen, verbreiten unseriöse Schriften, die Homosexuelle als krank hinstellen, und werben mit fragwürdigen Methoden für die angebliche Heilung Homosexueller. Gleichgeschlechtliche Liebe sehen sie als Resultat einer Fehlentwicklung, deren Ursachen in schlechter Erziehung, Missbrauch und Drogenkonsum liegen soll.“, heißt es in einer Mitteilung des LSVD.

„Betroffene in Konfliktsituationen, die nach den fragwürdigen und teuren Therapien bei Wüstenstrom zusammengebrochen sind, melden sich immer wieder beim LSVD.“

Derartige "Hilfsangebote" sind der ideale Nährboden für Stigmatisierung, Ausgrenzung und Hass gegenüber Homosexuellen. Dadurch lässt man Teile der Gesellschaft glauben, dass der Homosexuelle ein krankhafter und perverser Mensch sei, der sich seine sexuelle Orientierung aussuchen könne, und den es so nicht zu akzeptieren gilt - gleichermaßen sei er eine Gefahr für Kinder. Solche Botschaften führten in den vergangenen Jahren immer wieder zu Mobbing und einer Reihe von Selbstmorden unter jungen Menschen (wir berichteten).

Die wenigen Unterstützer von Ex-Gay-Gruppierungen beklagen, dass es heute kaum noch einen Raum für hilfesuchende Homosexuelle gäbe, wo sie unvoreingenommen und konstruktiv Hilfe zur "Veränderung ihrer sexuellen Orientierung" angeboten bekämen.

Die Christliche Bildungsstiftung steht der evangelikalen KSBB (Kirchliche Sammlung um Bibel und Bekenntnis in Bayern) nahe, die in ihren Publikationen lautstark gegen Homosexuelle wettert.

Das DIJG ist Teil von NARTH (National Association for Research and Therapy of Homosexuality), einer pseudowissenschaftlichen Gruppierung von ExGay-Aktivisten, die an eine politische Verschwörung glaubt: so sei Homosexualität als Krankheit nur durch den Druck der "Homosexuellenlobby" aus dem internationalen Krankheitskatalog getrichen worden. In Deutschland versucht das DIJG durch Publikationen auf die vermeintliche Krankheit Homosexualität aufmerksam zu machen.

Wüstenstrom hatte einen Rechtsstreit gegen einen Journalisten verloren, der den Verein als "Homo-Umpoler" bezeichnete. Wüstenstrom behauptet immer wieder, "ergebnisoffen" zu beraten.

Alle seriösen Ärzteverbände und die Bundesregierung weisen seit Jahren auf die Unveränderbarkeit der sexuellen Orientierung hin und auf die drohenden Gefahren im Falle einer Manipulierung der sexuellen Identität, die lebensgefährlich werden können.

Links: Der Tagesspiegel - Problemfall Homosexualität
Queer - LSVD kritisiert Auszeichnung für Homo-Heiler
Pride1 - Empörung über Preisvergabe an homophobe Aktivisten
medrum.de - Christl Vonholdt und Markus Hoffman - Förderpreisträger gegen den Strom

Kommentiert: GayWest - Volkshygiene

1 Kommentar:

Bäumchen hat gesagt…

Hey ihr, schön dass es euch gibt, hab euch jetzt erst entdeckt. Habe zu der selben Sache etwas geschrieben: http://baumderglueckseligkeit.blogsport.de/2011/10/25/wenn-in-bayern-der-adel-wieder-spricht/