Samstag, 6. September 2008

Homophobie in den 80ern

Homophobie gehörte in den 80er Jahren noch zum guten Ton in der Gesellschaft. Mit menschenverachtenden Sprüchen sicherte man sich damals noch leichter seinen Status im Bekanntenumfeld. Das war auch der Nährboden für ein übles Gedankengut, der sich besonders unter den "braven" konservativen Bürgern ausbreiten konnte. Homosexualität galt als unnormal, abartig, pervers. In den USA wurde 1986 ein Buch (hier klicken!) veröffentlicht, das kindgerecht in einem lustigen Comicstil die ganze "Wahrheit" über die Homosexuellenbewegung und über den durchschnittlichen Homosexuellen enthüllen soll. Folgendes galt demnach als erwiesen:
  • Die Homosexuellenbewegung sei dazu gedacht, die Gesellschaft zu unterwandern und moralisch zu zersetzen
  • Alle Homosexuellen seien - ähnlich wie Alkoholiker - "perverse Sexsüchtige"
  • Die allermeisten Homosexuellen würden in jungen Jahren erste Erfahrungen mit Gleichgeschlechtlichen machen, im Gegensatz zu Heterosexuellen (was für eine Erkenntnis!), was sie dann erst zu Homosexuellen machen würde
  • während Heterosexuelle einen normalen Lebenswandel führten, würden Homosexuelle ausschließlich nach einem ausschweifenden Sexualleben streben
  • Dabei würden sich die meisten Homosexuellen jede Nacht (!) zu 8-10 One-Night-Stands verabreden
  • Sämtliche sexuelle Spielweisen jeglicher erdenklichen Art würde das Leben eines Homosexuellen prägen, gleichzeitig würde sich darum bemüht dieses Sexualbild den braven ahnungslosen Familien nahezubringen
Diese "Tatsachen" spiegeln das Denken vieler Menschen wider, die damals und auch teilweise noch heute mit einem menschenverachtenden Bild vor Augen über Homosexuelle herziehen. Natürlich kann man über dieses Comic einfach nur herzhaft lachen, die Brisanz des Hasses, der dadurch in die Herzen von Menschen gestreut wird, wird aber schnell unterschätzt. Es sind diese Menschen, die glauben, eine gute Tat zu tun, wenn sie Homosexuelle verurteilen und diffamieren. Der gleiche Hass wird auch durch diese Chick-Traktate und Abhandlungen wie dieser geschürt. Wer würde schon beim Lesen dieser einseitigen Hetztiraden auf die Idee kommen, dass ein beträchtlicher Teil Heterosexueller genauso (millionenfach) täglich derartige "abartige" Handlungen begeht, egal ob zu Hause, in einem Bordell oder in fremden Ländern mit minderjährigen Prostituierten? Und ein beträchtlicher Teil Homosexueller über diese Praktiken genauso verständnislos den Kopf schütteln muss? Diese andere Seite der Medaille könnte dem Menschenhass schnell den Wind aus den Segeln nehmen. Viele haben bis heute allerdings schon registriert, dass Homosexuelle genauso wie Heterosexuelle nur Menschen sind. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

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