Dienstag, 25. Oktober 2011

Führender Ex-Gay Aktivist kehrt um

Führender Ex-Gay-Leiter outet sich als homosexuell - niemals einen Wechsel von Homosexuell zu Heterosexuell erfahren - Der Anfang vom Ende der Ex-Gay-Bewegung?


John Smid war Leiter der ältesten und größten Ex-Gay-Organisation Amerikas, "Love In Action", und Teil von Exodus International, einer Organisation, die Homosexuellen durch Umpolprogramme Veränderung ihrer sexuellen Orientierung verspricht. Traurige Berühmtheit erlangte Love In Action vor wenigen Jahren, als ein 16jähriger Jugendlicher von seinen Eltern auf ein Umpolseminar gezwungen wurde und auf MySpace von der dortigen Hirnwäsche berichtete. Dieser Vorfall wurde nun verfilmt ("This is what Love In Action looks like").

Smid propagierte ein menschenverachtendes Bild eines defizitären Homosexuellen, der besser tot sei als homosexuell und am Leben. In seinen Umpolerseminaren verfolgte er strikte Regeln: Unterwäsche durfte nicht modisch sein, Ein Klient durfte nicht zu lange alleine im Badezimmer sein. Smids Therapie glich einer Hirnwäsche:

“Ich schau an diese Wand und plötzlich sage ich, sie ist blau,” sagt Smid, und zeigt auf eine gelbe Wand. “Jemand anderes erscheint und sagt, ‘Nein, sie ist golden.’ Aber ich möchte glauben, diese Wand ist blau. Dann erscheint Gott und sagt, ‘Du hast recht, John, [diese gelbe Wand] ist blau.’ Das ist die Hilfe die ich brauche. Gott kann mir helfen, diese [gelbe] Wand blau zu machen.”

Im März 2010
entschuldigte sich Smid dann überraschend auf seiner Seite für seine Vergangenheit als Ex-Gay-Leiter, vor allem auch direkt bei den Lesern von ExGayWatch, viele von ihnen waren in ihrer Vergangenheit aufgrund schädlicher Umpolprogramme involviert.

Nun schreibt Smid erneut. Und outet sich als homosexuell. Er habe viel Zeit zum Nachdenken gehabt und bereuhe vieles, was er in den letzten 22 Jahren gepredigt habe. Er sehe keinen plausiblen Grund mehr, einen Homosexuellen zu verdammen, da ihm die Bibel keine Grundlage dafür biete. Niemand könne etwas für seine sexuelle Orientierung. So sei es auch Blödsinn, von einem Homosexuellen Buße zu verlangen. Wörtlich meint er:

Die Leute können keine Buße tun, denn sie sind homosexuell - oder eben nicht. Das ist ein wesentlicher Teil ihres Seins - und auch meines Seins.
Ich verstehe, warum die Gay Community so wütend über mich war. Meine Perspektive hat so viele Facetten der homosexuellen Erfahrung geleugnet. Ich habe das Leben einer Person auf ihre Sexualität reduziert, aber Homosexualität ist so viel mehr als nur Sex.

Erstaunlich dann seine Feststellung: in all den Jahren seines Auftretens habe er nicht einen einzigen Fall erlebt, in dem ein Homosexueller tatsächlich heterosexuell geworden wäre. Damit unterstützt er nicht gerade seine Kollegen in der Ex-Gay-Szene, die gebetsmühlenartig Veränderung von der Homosexualität propagieren.

Besonders die Ex-Gay-Survivors (Ex-Ex-Gays) sind noch sehr skeptisch, wie sie mit dieser Nachricht umgehen sollen. Allerdings - auch innerhalb der Ex-Gay-Szene - werden schon Stimmen laut, die das langsame Ende der gesamten Ex-Gay-Bewegung einläuten sehen.

Hier ein Auszug der Bußschrift Smids auf deutsch:



Oft sagen manche, man müsse "Buße tun" von der Homosexualität. Allerdings kann man deswegen keine Buße tun! Menschen sind homosexuell, oder sie sind es nicht. Es ist ein wesentlicher Bestandteil ihres Wesens, oder persönlich genommen, meines Wesens. Man kann nicht Buße tun für etwas das unveränderlich ist.
Ich machte viel Kummer durch während der ganzen Zeit, als ich von Veränderung, Buße und Umkehr sprach, denn nichts davon konnte auf die Homosexualität zutreffen, abgesehen von einer Art Wunder. Der heutige Artikel ist ein schönes Beispiel dafür, wie wir als Christen das Evangelium verdrehen, was die Homosexualität betrifft, als wären Homosexuelle im Himmelreich nicht willkommen, solange sie keine Buße täten (was viele als Veränderung interpretieren). Aber weil für die Homosexualität eben keine "Buße" getan werden kann bürden wir den Homosexuellen eine unmögliche Verpflichtung auf.

Natürlich sind Dinge wie Unzucht, Diebstahl, Gerüchte verbreiten und so weiter Dinge, die man berücksichtigen muss, wenn wir von der Nachfolge im Reich Gottes reden. Gott möchte uns jeden Tag mehr und mehr in sein Ebenbild verwandeln. Aber im Großteil des Evangeliums bedeutet biblische Umkehr, unser Leben am Reich Gottes auszurichten und wegzukommen von dem Reich dieser Welt. Unsere Treue zu ändern, weg vom Gott dieser Tage hin zum Herrn aller Herrn! In dieser Umkehr kann Gott an vorderster Stelle in unserem Leben wirken und wir entscheiden uns, zuzulassen, dass sein Königreich in uns regieren darf.
Ich habe unzählige Male von Veränderung gehört, die Männer und Frauen erlebt haben, die als homosexuelle Menschen die Gnade Gottes in ihrem Leben erfahren hatten. Aber, so leid es mir tut, dieser Veränderungsprozess wird der Erwartung vieler Christen nicht entsprechen. Ich möchte auch betonen, dass die Veränderung für den größten Teil der Homosexuellen keinen Wechsel der sexuellen Orientierung beinhaltet. Eigentlich habe ich niemals einen Mann getroffen, der einen Wechsel von homosexuell zu heterosexuell erlebt hat.

Ich bin Männern begegnet, die ihre Veränderung darin fanden, eine Frau zu heiraten und eine Familie zu gründen, und das ist eine wunderbare Lebenserfahrung für sie. Manchen bin ich begegnet, die ihre Veränderung darin fanden, als Single zufrieden in Christus und seinem Ruf zu leben. Aber ich bin auch einigen begegnet, die ihre Veränderung darin fanden, von sexueller Promiskuität zu einer treuen schwulen Beziehung zu finden, die laut ihrer Erfahrung wirklich ein großartiger Segen ist für ihre Beziehung mit Christus.
Oh, ich verstehe die ganze Kontroverse.

Wie würden Sie die Frage beantworten: "Was ist schlimmer, zwei Männer, die seit 30 Jahren treu in einer festen Beziehung leben, oder ein Heterosexueller, der zum fünften Mal verheiratet ist?"

Ich würde sagen, keins von beidem. Zunächst einmal kann ich das eine vom anderen nicht beurteilen, weil Jesus das Herz beurteilen muss. Aber auf einer praktischen Ebene würde ich sagen, das homosexuelle Paar zeigt eine enorme Leistung, die Beziehung aufrecht zu erhalten, durch die Treue und Hingabe, um so lange zusammen zu sein. Jede Beziehung über 30 Jahre ist eine erstaunliche Leistung! Die Person, die zum fünftem mal verheiratet ist zeigt signifikante Probleme mit ungesundem Leben. Fünf Ehen grenzen sicher an eine Menge Schaden an sich selbst und an einigen Freunden und der Familie. Wie würden Sie also diese beiden Szenarien heranziehen, um Buße zu tun? Wissen Sie, was die Person, die schon fünf mal verheiratet ist, zur Buße braucht? Was braucht das homosexuelle Paar zur Buße?

Geistlich gesehen glaube ich auch, das homosexuelle Paar könnte auf dem Weg mit Christus treuer sein als die Person in fünfter Ehe - und doch...
Die Person in fünfter Ehe könnte auch mit Jesus sehr innig unterwegs sein, obwohl sie relativ ungesundes Verhalten vorweisen.

Wir können Homosexualität nicht in eine eigene Kategorie einteilen. Es ist eine Schande für uns Nachfolger Jesu, dass wir so wertend und arrogant mit so vielen Leuten umgegangen sind, und sie für "unbußfertig" erachten aufgrund unserer homosexuellen Vorurteile.

Als ich dieses Jahr in San Francisco war machte ein Mann diese Aussage: "John, wissen Sie, wer die meisten der Schwulen hier in San Francisco sind? Es sind verwundete Christen." Meine Güte! Ich glaube er könnte recht haben! Sie wurden aus den meisten Kirchen rausgeworfen und haben sich irgendeinen Ort gesucht, wo sie Verbundenheit, Annahme und vielleicht Liebe spüren konnten.

Mein lieber Freund, das ist eine sehr schwere Angelegenheit, und ich mühe mich durch sehr tiefes Gewässer, um Gottes Herz in dieser Sache besser zu verstehen. Ich kam um die ganze Welt, um Ihm zuzuhören, die Geschichten zu hören, sah in manchen die Tränen der Ablehnung, in anderen den Frieden der Liebe Gottes. Das ist so anders als ich immer dachte in meiner kleinen Ex-Gay-Welt. Und ja, es war eine kleine Welt, denn ich hab sie klein gehalten. Ich war völlig dagegen, irgend etwas anderes zu hören was nicht in mein Paradigma passte. Ich blockte jede Lebensgeschichte oder biblische Lehre ab, die nicht zu dem passte was ich glaubte.

Als ich bei Love In Action war habe ich niemals eine Bibeleinheit zum Thema Homosexualität gelehrt, die ich verstanden hatte. Ich weiß das klingt seltsam, aber es ist wahr. Ich hab sie nie gelehrt, weil ich sie nie für mich selbst studiert hatte. Ich habe nur das zitiert, was ich von anderen zu dem Thema fand. Ich fühlte mich verpflichtet, wenigstens etwas aus der Bibel zu lehren, aber jedesmal wenn ich versucht habe, es für mich selbst zu studieren machte es keinen Sinn für mich, und ich wendete mich wieder den Schriften anderer innerhalb der Ex-Gay-Subkultur zu.

Weil ich nun nicht in einseitigen Ansichten untergetaucht bin, bin ich nun offen, die Bibelstellen zu studieren und für mich selbst zu lesen, und ich finde so viele reiche Wahrheiten, die ich mir davor niemals bewusst gemacht habe. Zum ersten Mal in all diesen Jahren machen die Bibelstellen einen Sinn, die von vielen der Homosexualität zugeschrieben werden! Ich lese sie im Zusammenhang. Ich frage nach, für wen diese Stellen geschrieben wurden. Ich frage, um was es geht, und warum die Worte in erster Linie geschrieben wurden.

Das illusorische Wort "Veränderung"

Wenn man eine Veränderung braucht, muss sie von Christus kommen! Wenn der homosexuelle Mensch von Christus entfremdet ist, weil er von der Kirche verurteilt wird, dann bürden wir ihnen eine Last auf, die sie nicht zu tragen haben. Viel zu oft sendet die Kirche die Botschaft, dass Homosexualität schmutzig, pervers und gebrochen ist, manchmal sogar ein psychologischer Defekt sei. Daher glauben viele Homosexuelle, sie müssten sich nach "unseren" Vorgaben reinigen, damit sie von uns in unseren Kirchbänken empfangen werden können und man sich um sie kümmern kann.

Um ehrlich zu sein sind nicht viele in der Kirche für derartige Diskussionen offen, ohne defensiv und reaktionär zu werden. Ich verliere bestimmt einige sehr enge Freunde, weil ich mich dazu entschieden habe, Homosexuelle bedingungslos zu lieben, und sie zu unterstützen, ohne sie einem "Veränderungs"druck auszusetzen. Irgendjemand muss für diese Leute einstehen, die von Christus geliebt werden und nach denen er sich sehnt. Ich bin bereit diese Lücke zu füllen.

Wie ich schon sagte war ich viele Jahre lang nicht bereit, die Herzen zu hören, den Geschichten vieler Homosexueller, die verloren und verunsichert waren. Ich wiederholte die Botschaft "Du kannst (zu unserem Programm) kommen wenn du dich verändern möchtest" und doch war die Frage nach Veränderung so eindeutig, dass keiner die hohen Erwartungen hätte erfüllen können. Für den Homosexuellen wird "Veränderung" extrem missverstanden und von der Kirche meistens fehlkommuniziert.

Oh, ich wünschte Sie wären dort gewesen wo ich war, um die Herzen zu hören und das zu erleben, was ich die letzten 2-3 Jahre erlebt habe. Traurig ist dass viele Christen nicht gewillt gewesen wären denselben Weg zu gehen, den ich gegangen bin, aus Angst die Sünde zu "dulden", oder aber Dinge zu hören die sie besser nicht hören wollten. Ich war einer von diesen Christen!
Ich habe Homosexualität oder Heterosexualität immer als Beschreibung eines Verhaltens verstanden. Ich dachte, es mache Sinn, und habe über die Jahre oft Artikel geschrieben und aus dieser Sichtweise auch gesprochen.

Heute verstehe ich warum die Gay Community so ein Problem mit meinen Veröffentlichungen hatte. Meine Sichtweise verweigerte so viele Facetten des homosexuellen Lebens. Ich minimierte das Leben einer Person auf dessen Sexualität, aber Homosexualität ist doch viel mehr als Sex.

Es gibt Perversionen die auftreten können aufgrund von Lust und einem Verfall der Moral. Ich denke das sind die Art Perversionen von denen Sie sprechen. Männer und Frauen sind in der Lage für sexuell extreme Handlungen, wie Prostitution, pornographischem Exhibitionismus und so weiter. Doch heute möchte ich die Homosexualität nicht mit so einem breiten Pinsel ausmalen. Es gibt sicherlich Männer und Frauen die Homosexualität praktizieren, die aber nicht wirklich homosexuell sein müssen, aber ich würde behaupten dass der Großteil derjenigen, die sich als schwul bezeichnen, in diese "Perversions"kategorie nicht reinpassen.

Was die naheliegende Frage betrifft, so sehe ich mich selbst als homosexuell und gleichzeitig verheiratet mit einer Frau. Meine sexuellen Wünsche, meine Anziehung und mein lebenslanger Kampf mit den gemeinsamen Faktoren in Zusammenhang mit Homosexualität gehören so ziemlich alle in die Klassifizierung des Homosexuellen. Jemand hat diesen Fall mal als "gemischt orientierter Ehe" beschrieben.
Viele Jahre lang versuchte ich, in diesen Rahmen der Heterosexualität zu passen. Ich habe das äußerste versucht, um Heterosexualität in meinem Leben zu schaffen, aber das verursachte dann jede Menge Scham, ein Gefühl des Versagens, und Entmutigung. Nichts was ich tat schien mich in einen Heterosexuellen zu verändern, obwohl ich sogar verheiratet war, was auch heterosexuelle Praxis beinhaltete. Wenn ich öfters in Situationen mit heterosexuellen Männern stecke sehe ich deutlich, dass es Facetten in unserem Leben gibt, die deutlich verschieden sind, was unsere Sexualität und andere Dinge betrifft.

Ich höre so viele Geschichten von Männern und Frauen, die sich selbst, in Christus, als homosexuell akzeptieren, und schlussendlich entdecken, dass ihr Leben Sinn macht. Viele von ihnen sind fähig, eine autentische Beziehung mit Christus aufzubauen, weil sie ehrlich und autentisch zu sich sind, und dann dazu fähig sind, Seine bedingungslose Liebe anzunehmen, was ihren Verständnisprozess zu Gott verändert. Viel zu viele Homosexuelle, die Christus suchen, meinen dass sie Ihm nie nahe kommen können, wenn sie homosexuell blieben. Mit dieser Vorstellung suchen sie fieberhaft nach einer Veränderung, die sie nie erfahren können.

Diese Art der Suche kann in tiefe Depression, Entmutigung, und oft auch in eine Entfremdung von Gott führen!



Genauere Details zum Sinneswandel Smids finden sich im Artikel des Memphis Flyers.

Die Ex-Gay-Bewegung in Amerika gerät zusehends immer weiter unter Druck: Wissenschaftliche Studien bescheinigen der Reparativtherapie keinerlei Erfolgsaussichten, weisen aber vielmehr auf die Gefahren der Umpolerei hin (wir berichteten). Immer mehr Unterstützer wenden sich heute von Exodus ab, als letztes prominentes Beispiel die Megachurch Willow Creek. Und Exodus bekommt immer weniger finanzielle Unterstützung.
Unseriöse Umpoltherapien im Namen der Bibel werden heute wegen ihrer menschenverachtenden Methoden und wissenschaftlich längst widerlegten Grundsätzen immer weiter abgelehnt. Frühere Ex-Gay-Klienten berichten heute offen, wie sie Opfer dieser selbsternannten christlichen Homoheiler geworden sind und wie schmerzhaft der Ausstieg aus der Ex-Gay-Szene für sie war.


Links: John Smid - Where Is The Repentance?
Queer.de - Ein ehemaliger Homoheiler tut Buße
ExGayWatch - Former Ex-Gay Leader Smid Can No Longer Condemn Gays
Memphis Flyer - Love, Action & Revolution
Truth Wins Out - John Smid, Former Leader Of Love In Action, Admits He Is Homosexual, Does Not Condemn Other Homosexuals
Truth Wins Out - John Smid's Stunning Admission
Box Turtle Bulletin - Former Ex-Gay Head Now Says Change In Orientation Is Impossible And Change In Relationships Are Unnecessary
ThinkProgress - Former Ex-Gay Ministry Leader Comes Out, Recants Previous Teachings

Kommentiert: John Smid - Questions??
Peterson Toscano - This Is What An Apology Looks Like
The Daily Beast - End Of The Ex-Gay Movement?
Carleton1958 - The End Of The "Ex-Gay" Movement As We Know It?
Randy Thomas - When Leaders Disappoint

Samstag, 15. Oktober 2011

Deutsche Ex-Gay-Aktivisten werden gefeiert

Ein neuer evangelikaler Preis soll die zweifelhafte Arbeit zweier großer Exgay-Organisationen Deutschlands würdigen. Am 22. Oktober sollen Markus Hoffmann von "Wuestenstrom" und Christl R. Vonholdt von "Deutsches Institut für Jugend und Gesellschaft" (DIJG) mit dem Förderpreis der Christlichen Bildungsstiftung für ihre seelsorgerliche und engagierte Arbeit ausgezeichnet werden. Der Preis ist mit 1.000 Euro dotiert.
Der Vorsitzende der Christlichen Bildungsstiftung, Andreas Späth, begründet die Auszeichnung mit der fehlenden Förderung in Kirche und Gesellschaft, sich für betroffene Homosexuelle mit notwendiger Hilfe und Forschung einzusetzen. Die Christenheit stünde in einer Bringschuld, so Späth. Hoffmann und Vonholdt arbeiteten bewusst gegen den Trend der vorherrschenden Meinung und hätten sich somit den Preis verdient gemacht.
Laudatoren sind die Philosophieprofessorin Edith Düsing von der Freien Theologischen Hochschule Gießen und Albrecht Fürst zu Castell-Castell. Der 86-jährige Unternehmer hat erst im Januar den Widerstand gegen die Gleichstellung von Homosexuellen mit dem Widerstand im Dritten Reich verglichen.

Der LSVD kritisierte unlängst das Vorhaben. "Hier soll unverantwortliches Handeln belohnt werden. Die Umpolungsangebote verletzen Menschenrechte, sie verunsichern Jugendliche und Erwachsene und sind gefährlich", meint Hartmut Rus vom LSVD. Mit fragwürdigen Methoden würden beide Ex-Gay-Aktivisten die "Heilung" von vermeintlich gestörten Homosexuellen propagieren.
Entgegen sämtlicher wissenschaftlicher Untersuchungen wird an einem Krankheitsbild der Homosexualität festgehalten, das verunsicherte Ratsuchende in ihrer persönlichen Selbstablehnung bestärken soll und ein heteronormatives Verhalten entgegen der sexuellen Identität antrainiert werden soll. Homosexualität soll so als "unnatürlich" und "heilbar" dargestellt werden, der Ratsuchende habe die Wahl zur "Veränderung", schließlich käme kein Mensch homosexuell zur Welt.
„Beide Organisationen bekämpfen unter dem Denkmantel von so genannten Hilfsangeboten seit Jahren homosexuelle Lebensweisen, verbreiten unseriöse Schriften, die Homosexuelle als krank hinstellen, und werben mit fragwürdigen Methoden für die angebliche Heilung Homosexueller. Gleichgeschlechtliche Liebe sehen sie als Resultat einer Fehlentwicklung, deren Ursachen in schlechter Erziehung, Missbrauch und Drogenkonsum liegen soll.“, heißt es in einer Mitteilung des LSVD.

„Betroffene in Konfliktsituationen, die nach den fragwürdigen und teuren Therapien bei Wüstenstrom zusammengebrochen sind, melden sich immer wieder beim LSVD.“

Derartige "Hilfsangebote" sind der ideale Nährboden für Stigmatisierung, Ausgrenzung und Hass gegenüber Homosexuellen. Dadurch lässt man Teile der Gesellschaft glauben, dass der Homosexuelle ein krankhafter und perverser Mensch sei, der sich seine sexuelle Orientierung aussuchen könne, und den es so nicht zu akzeptieren gilt - gleichermaßen sei er eine Gefahr für Kinder. Solche Botschaften führten in den vergangenen Jahren immer wieder zu Mobbing und einer Reihe von Selbstmorden unter jungen Menschen (wir berichteten).

Die wenigen Unterstützer von Ex-Gay-Gruppierungen beklagen, dass es heute kaum noch einen Raum für hilfesuchende Homosexuelle gäbe, wo sie unvoreingenommen und konstruktiv Hilfe zur "Veränderung ihrer sexuellen Orientierung" angeboten bekämen.

Die Christliche Bildungsstiftung steht der evangelikalen KSBB (Kirchliche Sammlung um Bibel und Bekenntnis in Bayern) nahe, die in ihren Publikationen lautstark gegen Homosexuelle wettert.

Das DIJG ist Teil von NARTH (National Association for Research and Therapy of Homosexuality), einer pseudowissenschaftlichen Gruppierung von ExGay-Aktivisten, die an eine politische Verschwörung glaubt: so sei Homosexualität als Krankheit nur durch den Druck der "Homosexuellenlobby" aus dem internationalen Krankheitskatalog getrichen worden. In Deutschland versucht das DIJG durch Publikationen auf die vermeintliche Krankheit Homosexualität aufmerksam zu machen.

Wüstenstrom hatte einen Rechtsstreit gegen einen Journalisten verloren, der den Verein als "Homo-Umpoler" bezeichnete. Wüstenstrom behauptet immer wieder, "ergebnisoffen" zu beraten.

Alle seriösen Ärzteverbände und die Bundesregierung weisen seit Jahren auf die Unveränderbarkeit der sexuellen Orientierung hin und auf die drohenden Gefahren im Falle einer Manipulierung der sexuellen Identität, die lebensgefährlich werden können.

Links: Der Tagesspiegel - Problemfall Homosexualität
Queer - LSVD kritisiert Auszeichnung für Homo-Heiler
Pride1 - Empörung über Preisvergabe an homophobe Aktivisten
medrum.de - Christl Vonholdt und Markus Hoffman - Förderpreisträger gegen den Strom

Kommentiert: GayWest - Volkshygiene