Mittwoch, 16. September 2009

US-Magazin dokumentiert die Geschichte der Umpolungstherapien bis heute

Vor einer Woche veröffentlichte die US-Zeitschrift Discover einen Abriss über die Entwicklung der Umpolungstherapien - beginnend bei Sigmund Freud bis heute zu Exodus und NARTH. War es bis vor einigen Jahrzehnten noch geächtet, als Homosexueller in der Gesellschaft hervorzutreten, rechtfertigen sich heutige Umpolungstherapien namhafter ExGay-Gruppen mit ähnlichen Gründen zu diesen Therapien: Homosexualität bleibt nach wie vor eine Störung, die durch langanhaltende Therapie beseitigt werden könnte und auch sollte - denn Homosexualität mache unglücklich:

Joseph Nicolosi: "Kann ein Patient seine körperlich homoerotischen Erfahrungen akzeptieren, während er mit einem Therapeuten eng verbunden ist, transformiert sich das sexuelle Gefühl bald in etwas ganz anderes: Das Erkennen von tieferem, schmerzerzeugten emotionalem Verlangen, das mit Sexualität nichts zu tun hat."
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Behandlungen stützen sich auf die Behauptung, dass Homosexualität kein angeborenes Merkmal sei, sondern vielmehr das Resultat eines Kindheitstraumas und des fehlendes Bezuges zu gleichgeschlechtlichen Angehörigen.
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Joseph Nicolosi: "Frauen haben einen traumatischen Bezugsverlust zur Mutter, und Männer einen traumatischen Bezugsverlust zum Vater. Wir glauben, dass Schwule mit einem männlichen Therapeuten und Lesben mit einer Frau zusammenarbeiten sollten."
[...]
Therapeuten, die ihre Klienten mit unerwünschter homosexueller Neigung begleiten, verwenden verschiedene Methoden: sachbezogen, interpersonelle Therapie, kognitive Verhaltenstherapie, Familientherapie und viele weitere...

Den kompletten Artikel hier lesen (englisch)

Donnerstag, 10. September 2009

APA-Erklärung: Homosexualität "nicht wegtherapierbar"

Deutsche Gaymagazine (schwulissimo, queer) berichten mittlerweile über den weltgrößten Ärzteverband APA und deren veröffentlichter Studie zur Unbehandelbarkeit von Homosexualität:
US-Psychologen: Einmal schwul, immer schwul!

Der nordamerikanische Fachverband der Psychologen hat eine umfassende Metastudie zu "Ex-Gay"-Therapien vorgelegt. Fazit: Homosexualität kann nicht wegtherapiert werden.

Die American Psychological Association erklärte, es gebe keine stichhaltigen Beweise, dass die sexuelle Orientierung durch Psychotherapie verändert werden kann. Vielmehr seien solche Therapien schädlich. Daher beschloss die APA am Mittwoch bei einer Konferenz im kanadischen Toronto eine Resolution, nach der Psychologen Patienten darauf hinweisen sollen, dass derlei Maßnahmen keinen Erfolg brächten.

Eine Arbeitsgruppe unter Leitung der Ärztin Judith M. Glassgold hat sich aktuelle Studien zu dem Thema angesehen und ausgewertet. Keine von ihnen beweise, dass sexuelle Orientierung geändert werden könne – auch nicht diejenigen, die von "Ex-Gay"-Aktivisten gerne als Beispiel genommen werden würden: "Was diese Studien zeigen, ist, dass manche Personen lernen können, ihre homosexuellen Gefühle zu ignorieren oder nicht auszuleben", erklärte Glassgold. "Allerdings zeigen die Studien nicht, für wen ein solcher Vorgang möglich ist, wie lange er anhält und was die Langzeitfolgen auf die psychische Verfassung sind".

Menschen würden diese Angebote zwar wahrnehmen, insbesondere wenn die Homosexualität von ihrer Religion verurteilt wird. Psychologen, so rät die APA, sollten die Patienten aber in jedem Fall auf die Unveränderbarkeit der sexuellen Orientierung hinweisen. Homosexualität müsse in ein "religiös und spirituell erfülltes Leben" integriert werden.

Die aus sechs Wissenschaftlern bestehende Arbeitsgruppe wertete rund zwei Jahre lang 83 Studien aus den Jahren 1960 bis 2007 aus. Sie sollen mit ihren Ergebnissen Psychologen in Nordamerika Leitlinien über den Umgang mit "Ex-Gay"-Therapien zu geben, die bereits seit über zehn Jahren vom Psychologenverband verurteilt wurden. Nach Angaben von Glassgold enthielten viele dieser Studien von Anfang an Fehler im Aufbau. Zudem hätten sie potenzielle Gefahren einer Therapie grundsätzlich außen vor gelassen.

Die so genannte »Ex-Gay«-Bewegung ist in den USA insbesondere unter evangelikalen Christen populär. Sie geht davon aus, dass Homosexualität eine sündhafte Entscheidung sei, die der einzelne trifft. Um vom christlichen Gott anerkannt zu werden, müssten sich Schwule und Lesben (gebührenpflichtigen) Therapien unterziehen, die sie in Heterosexuelle verwandeln. Immer wieder gibt es dabei Berichte von jungen Schwulen und Lesben, die zwangsweise in Umerziehungslager eingewiesen werden.

Auch in Deutschland schafften es Homo-Heiler zuletzt in die Schlagzeilen, als sie bei einem psychologischen Kongress in Marburg ihre Theorien verkündeten. Dabei wurden sie von Teilen der CDU/CSU unterstützt.

Sonntag, 6. September 2009

Nichts neues bei Wüstenstrom

Auf gute Nachrichten wartet man beim Seelsorgeverein Wüstenstrom vergeblich. Alle anderen Schlagzeilen sind nichts neues, wie auch die neuesten Presseerklärungen:
Wüstenstrom erklärt darin Homosexualität nicht zur Krankheit, bzw. definiert Homosexuelle nicht als krank. Mit Begriffen wie "Homo-Umpoler" oder "Homoheiler" fühlten sie sich verunglimpft. Da sie nicht therapeutisch arbeiten können bauen sie ihre Arbeit auf ein elfjähriges Beratungskonzept auf, das sie gerne in Fachkreisen diskutiert sehen möchten. In diesen Beratungen arbeite Wüstenstrom "ergebnisoffen". Wer sich von den Klienten dazu entschließe, ein Leben als Ex-Gay zu führen, solle genausowenig wie Wüstenstrom selbst Opfer von Verleumdung werden. Die wahren Opfer von Diskriminierung seien demnach evangelikale Christen und Homosexuelle, die sich gegen ihre Sexualität entschieden hätten. Diskriminiert sieht sich Wüstenstrom aber auch selbst, da öffentlich gegen sie demonstriert wird und sie keine Möglichkeiten sähen, in fairer Diskussion ihre zweifelhaften Positionen mit führenden Politikern zu debattieren. Sei es, dass sich Wüstenstrom von mehrmaligen Diskussionseinladungen zurückzieht oder beleidigt reagiert, wenn Volker Beck dann auf eine Diskussion auf Augenhöhe verzichten möchte.
Dafür ist sich dann Wüstenstrom aber auch nicht zu schade, eine Aussage Volker Becks ("verläumderischer Agitator") nach eigener Interpretation umzumünzen:
Selbstverständlich gibt es auch Menschen, bei denen psychisches Leiden und Sexualleben in einem Zusammenhang stehen und deshalb auch Thema einer Therapie sein können. Nur gilt dies für Homo-, Hetero- und Bisexuelle gleichermaßen. Therapeut und Patient suchen in einer Therapie nach der Bewältigung von Traumata, daraus können sich auch Veränderungen im Sexualleben ergeben, weil Verdrängtes aufgedeckt und neu bearbeitet wird. Das kann beinhalten, verdrängte homo- oder heterosexuelle Wünsche neu zu bewerten und zuzulassen. (Volker Beck)
Wüstenstrom versteht darunter allerdings, dass die Sexualität Ausdruck eines psychischen Leidens sein könne und diese daher untersucht werden müsse, um eine Veränderung des Ratsuchenden zu ermöglichen - was allerdings nicht versprochen werden könne und "ergebnisoffen" geschehen müsse.

Wüstenstrom versucht krampfhaft, von dem negativen Image der Schwulentransformierer loszukommen. Entstanden aus einem amerikanischen Zweig der ExGay-Bewegung haftet ihnen aber nach wie vor ihr Ruf an, alle Homosexuellen zu therapieren, die mit ihrer sexuellen Orientierung nicht klarkommen. Die neuen Erklärungen tragen zu keiner Entspannung der Situation bei, vielmehr wird jedes Jahr aufs neue gejammert, da man sich unverstanden und verunglimpft fühlt, wahrscheinlich sogar von der ganzen Welt. Solange man Homosexuelle dazu ermuntert, ihre eigenen Schwächen so zu analysieren, um damit vielleicht dem Problem "Homosexualität" auf die Schliche zu kommen und diesem schlussendlich sogar den Schrecken zu nehmen, damit der verzweifelte Ratsuchende nicht mit seiner unerwünschten sexuellen Orientierung zu einem unglücklichen und greuelhaften Leben verdammt sei, solange werden alle Rechtfertigungen seitens Wüstenstrom als dillettantische Selbstrechtfertigungsversuche aufzufassen sein, mehr wird sich da wohl auch nicht mehr ändern. Auch die nächsten Presseerklärungen und Freundesbriefe werden wie gewohnt strotzen vor Selbstmitleid, Schimpf und Schande. Denn die Welt hat Wüstenstrom scheinbar nur noch nicht verstanden.

Lesetipp: ÖH Linz - Kann Gott die Schwulen heilen?
Kommentiert: GayWest - Wüste Wortverdreher

Samstag, 5. September 2009

Ex-Gay-Überlebende in US-amerikanischen Medien

Ein Kommentar von Emily K auf Ex-Gay Watch:

In letzter Zeit kommen in verschiedenen amerikanischen Magazinen immer öfter einige Ex-Gay-Überlebende (sog. "Ex-Ex-Gays") zu Wort - Menschen, die durch die Umpolungstherapie der ExGay-Bewegung gingen, diese letztlich erfolglos beenden mussten und heute zu ihrer Homosexualität stehen.
Jacob Wilson, Vince Cervantes, und Daniel Gonzales wurden vom Edge Magazin, einem Bostoner Gay-Magazin, interviewt. In dem Artikel sprechen sie darüber, warum sie einer Ex-Gay-Therapie zustimmten, und welcher Schaden ihnen dadurch letztendlich entstand.
Die ganze Diskussion über die Exgay-Szene wurde erneut durch das Verschwinden des 23-Jahre alten Bryce Faulkner entfacht: Wie wahrscheinlich sei es gewesen, dass er unter großem Zwang seiner konservativen christlichen Familie in das Exgay-Programm eingewiesen wurde? Faulkner ist zwar gesetzmäßig volljährig aber es war klar, dass er finanziell immer noch auf die Hilfe seiner Familie angewiesen ist. Wilson, der ebenfalls volljährig war, als er freiwillig einem Exgay-Programm beitrat, beschreibt den massiven Druck, dem er zuvor ausgesetzt war:

Jacob Wilson ist 23 Jahre alt und lebt in Ames, Iowa. Mit 19 Jahren verließ er seine Familie und Freunde in Missouri und meldete sich für ein "Love in Action" Seminar in Memphis, Tennessee an, mehrere hundert Meilen entfernt von zuhause. Er war zur gleichen Zeit bei "Love in Action", als der 16jährige Zachary Stark nationale Aufmerksamkeit auf sich zog, weil dieser dazu gezwungen wurde, an einem ähnlichen Camp teilzunehmen.

Wilson bestreitet zwar, dass er in das Umpolungsprogramm gezwungen wurde, aber meint, dass er dennoch einem gewissen Zwang ausgesetzt war, warum er sich letztlich für das Ex-Gay-Programm entschied. Sein Pastor ermutigte ihn dazu, sich für das Umpolungsprogramm anzumeldem, nachdem mehrere Gemeindemitglieder herausfanden, dass er sich öfter mit einem Bereichsleiter traf. Seine Eltern halfen ihm, die Rechnungen für das Programm zu bezahlen.

"Als ich meinen Eltern erzählte, dass ich schwul bin, haben sie es nicht wirklich leicht aufgenommen, um es milde auszudrücken", erzählt Wilson. "Sie waren alle dafür, dass ich in dieses Programm komme, und spornten mich dazu an, damit es mich wieder geradebiegen könnte".

"Ich war am Tiefpunkt meines Lebens angekommen, so depressiv war ich noch nie," fährt er fort. "Als ich mit dem Programm anfing bemerkte ich, dass das dort nichts ungewöhnliches war. Die Teilnehmer hatten dort alles verloren, was ihnen etwas bedeutet hat."

Cervantes, der letztes Jahr schon von exgaywatch interviewt wurde, meldete sich ohne das Wissen seiner Eltern an einer Exgay-Therapie an. Er willigte sogar einem Exorzismus ein, aber realisierte bald dass nichts davon seine sexuelle Orientierung verändern würde. Im Herbst diesen Jahres wird er in der "Tyra Banks" Talkshow in den USA auftreten, wo er über seine Erfahrungen berichten wird.

Daniel Gonzales nahm seine Erfahrungen aus den Exgay-Therapien auf Video auf, welche hunderttausende Male im Internet angeklickt wurden. Er beschreibt, wie er die "säkulare" Ex-Gay-Route unter Joseph Nicolosi von NARTH einschlug:

"Die Idee war, dass gleichgeschlechtliche Neigungen verursacht würden durch eine zerbrochene Wahrnehmung der eigenen Männlichkeit und einem schlechten Selbstbewusstsein. Man fühlt sich anderen Männern gegenüber hingezogen, die die Eigenschaften besitzen, die man an sich selbst vermisst," schildert Gonzales. "Wenn man so verzweifelt ist, alles zu versuchen um sich zu verändern, glaubt man das auch."

James Stabile, der damit Schlagzeilen machte, dass er von seiner Homosexualität angeblich "geheilt" worden sei, wurde als eine Erfolgsgeschichte gehandelt. Später bekannte er sich als homosexuell und entschuldigte sich für sein öffentliches Auftreten. In einem
Zeitungsinterview spricht er über seine dreimonatigen Erfahrungen bei "Pure Life Ministries", wo er einen Kuss mit einem anderen Mann seiner Therapiegruppe inszenierte, damit er rausfliegen konnte. Am 20. Juni kündigte er an, dass er "Love Actually" starten wolle, eine örtliche Gemeinschaft, die den Ex-Gay-Überlebenden einen Raum bieten soll, wo sie sich hinwenden können und willkommen sind.

Wilson, Cervantes, Gonzales und Stabile haben alle bei der Onlinecommunity Beyond Ex-Gay eine Willkommensstätte gefunden. Ex-Ex-Gay Peterson Toscano berichtet, dass die Mitgründerin von Beyond Ex-Gay, Christine Bakke, an einem Teil eines sozialen Netzwerkes arbeitete, um diejenigen besser zusammenzuführen, die sich von einer Ex-Gay-Therapie erholen müssen. Toscano erwähnte genauso, dass dank der Ex-Gay-Überlebenden viele Mainstream-Medien nun aufhorchen und die Ineffizienz solcher "Therapien" thematisch aufgreifen.

Die immer größer werdende Bewegung der Ex-Gay-Überlebenden hat die Art und Weise drastisch verändert, wie die Medien heute mit Ex-Gay-Geschichten umgehen. Früher begann ein typischer Nachrichtenteil mit der Frage "Können sich Homosexuelle verändern?". Dann würde dazu eine Pro- und Kontra-Debatte starten. Doch heute geschieht ein Wandel, denn mit den Ex-Gay-Geschichten wird anders umgegangen als früher, da so viele Ex-Gay-Überlebende ihre eigene Geschichte online erzählen. Kürzlich begann eine Geschichte mit dem eher skeptischen Opener: "Es gibt glaubensorientierte Programme, die von sich behaupten, Schwule und Lesben heilen zu können", um dann damit fortzusetzen, wie das Leben einer Frau durch eine Ex-Gay-Therapie beinahe zerstört worden wäre.

Seit der zunehmenden Bewegung der Ex-Gay-Überlebenden haben große Mainstream-Medien wie die New York Times, Glamour, People, die London Times, Good Morning America und die Tyra Banks Show über die Geschichten der Ex-Gay-Überlebenden berichtet. Inzwischen sind Pressesprecher der Exgay-Programme dazu gezwungen, öffentlich zuzugeben, dass es eigentlich nicht möglich ist, eine homosexuelle Person heterosexuell zu machen. Und nun müssen sie sich rechtfertigen, je öfter sie damit konfrontiert werden, wie potenziell schädlich ihre Programme sein können.