Sonntag, 22. August 2010

Evangelikale Christen: Dossier über Homosexualität

(Nachtrag) - Auch evangelikale Christen sind immer wieder bemüht, ihre Gedanken zum Streitthema Homosexualität schriftlich darzulegen. Geschehen zuletzt in der Zeitschrift AufAtmen dieses Frühjahr. Der "gegenwärtigen inner-evangelikalen Diskussion" wolle man in einem 20-seitigen Dossier "kritische Anmerkungen eröffnen".

Appell an Kirchengemeinden, Homosexuelle als Ex-Gays (!) zu bestätigen und sie auf ihrem Weg der Veränderung zu begleiten

In seinem Appell beschreibt Ulrich Eggers die Pflicht evangelikaler Christen, der Bibel als direktes Lehrbuch zum Thema Homosexualität gegenüber Gehorsam zu leisten - alles andere wird als säkulare Gesellschaftsmeinung oder Zeitgeist verstanden. Dementsprechend sollte Homosexuellen der Verzicht auf ihre Sexualität nahegelegt werden, was durch die Unterstützung in den Gemeinden und durch Therapieangebote zum Umpolen in den ExGay-Organisationen "Wüstenstrom" und "OJC" ermöglicht werden sollte. Homosexualität sei Sünde, nur wer versucht sie mittels Therapie zu überwinden, könne Jesus richtig nachfolgen.

PDF - "Warum wir uns verändern müssen, wenn wir bibeltreu bleiben wollen" (nicht abrufbar)


Wüstenstrom-Leiter Markus Hoffmann: "Handelt es sich bei Homosexualität wirklich um eine reife Liebesgemeinschaft oder doch um die gesuchte Erfüllung der Sehnsucht nach Mannsein?"


Hoffmann beschreibt anhand zweier Beispiele die Notwendigkeit jedes einzelnen Hilfesuchenden Homosexuellen, sich selbst für einen Prozess der Veränderung - weg von den homosexuellen Gefühlen - zu entscheiden. Dieser sei möglich, wenn man in sich selbst nach den wahren Ursachen der homosexuellen Gefühle forscht. Während homosexuelle Verbände lediglich ihre eigene Ideologie predigten, würde eine (Umpolungs)therapie helfen, die unterbewussten Defizite, die durch die Homosexualität gedeckt würden, freizulegen und auszuräumen. Dadurch würden sich homosexuelle Gefühle verringern und dem Menschen könne geholfen werden, sich ganzheitlicher und konfliktfreier zu erfahren. Diese Hilfe dürfe diesen Menschen nicht verwehrt werden. Die homosexuelle Orientierung bleibt für Hoffmann eine Störung, die zum Wohle des Menschen überwunden werden sollte - und wenn es ein Leben lang dauern sollte.

PDF - "Homosexualität als Anfrage - ein Plädoyer für das Recht auf Veränderung" (1,0 MB)


Pastor Christoph Kiene ist Ex-Gay und fühlt sich nach jahrelanger Unsicherheit endlich "häufiger männlich"


In einem offenen Lebensbericht über die Suche nach seiner eigenen Männlichkeit beschreibt Kiene sein ewiges Verlangen nach Annahme und Bestätigung durch andere Männer, und seinen Kampf, immer wieder durch Therapie und Sich-selbst-hinterfragen an die Ursachen seiner homosexuellen Gefühle zu stoßen. Nachdem er sich schlussendlich in eine Frau verlieben konnte lebt er heute asexuell - seine Sehnsucht nach Liebe gleicht er aus mit seinem Glauben.

PDF - "Dieser Weg wird kein leichter sein - über die Freiheit und den Kampf, sich für einen anderen Weg zu entscheiden" (nicht abrufbar)


Der krampfhafte Versuch, mit einschlägigen Bibelversen homosexuelle Menschen weiterhin zu verdammen, bleibt am eigenen Ansatz stecken


Christoph Raedel findet, dass man sich trotz biblischer Aussage gegen die Todesstrafe und für die Gleichberechtigung von Mann und Frau einsetzen könne, Homosexualität aber nach wie vor verdammungswürdig bliebe. Der Beweis liefere die Bibel selbst, die eine Beziehung nur innerhalb einer heterosexuellen Ehe billige, jede andere Beziehungsform aber ablehne. Ansonsten interessiere es herzlich wenig, ob der Homosexuelle überhaupt schwul lebt oder nur schwul ist.
Wahre Liebe bedeute eben nicht Erfüllung, sondern Aufopferung (der Sexualität), da sie im Falle homosexueller Menschen unvereinbar sei mit Gott.

Zusammengefasst: "
Die Sexualität ist ohne Zweifel eingewoben in die menschliche Identität; ihre Ausübung ist jedoch nicht notwendig, um die - in Christus geschenkte - Identität entfalten zu können."

Durchdachte Erklärungen sehen anders aus, hier aber wird der Leser mit einem Berg von Fragezeichen stehengelassen. Die Begründungen misslingen, sie entpuppen sich stets als wiederholte Eingangsthesen. So bezieht er sich beispielsweise auf Valeria Hinck (S. 61), um sie in ihrer Aussage der homosexuellen Prostitution zu Paulus' Zeiten zu widerlegen, was gründlich schiefgeht und letztendlich die eigene These in Frage stellt. Die erhobenen Argumente bilden einen Kreisschluss.

Sind Homosexuelle nun weniger liebenswert, weil sie sich scheinbar weniger als Heterosexuelle aufopfern?

Positiv bleibt hervorzuheben, dass Raedel gegen Ende seiner Abhandlung doch auf das Kreuz Jesu zu sprechen kommt, auch wenn sich für Raedel die Liebe Jesu scheinbar nur als Zeichen von "Zerrissenheit" und "Schmerz" im Leben eines Menschen auswirkt. Was nützt auch die ganze "Erkenntnis", wenn die Liebe nicht vorhanden ist? Diese lebensbejahende und heilende Liebe aber ist von Gott und durch Jesus Christus am Kreuz sichtbar geworden, mit der uns Gott zuvor schon geliebt hat. Diese Liebe befähigt jeden Christen, seine Mitmenschen zu lieben, ungeachtet deren sexuellen Identität. Nichts anderes tut Gott. Schade, dass dies Raedel in seiner 6seitigen Abhandlung entgeht.

PDF - "Homosexualität in der Bibel - der biblisch-theologische Befund in der Diskussion" (nicht abrufbar)

Update: aus urheberrechtlichen Gründen haben wir die Verlinkungen zu den Texten wieder entfernt, wir bitten um Verständnis. Die Ausgabe 01/2010 kann aber beim Bundes-Verlag GmbH Witten, Redaktion Aufatmen, nachbestellt werden.

Kommentiert: Die Wahrheit ist untödlich - Wenn Wut und Traurigkeit in die Isolation treiben
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Donnerstag, 19. August 2010

Die amerikanische Homoehe-Debatte

Ohne Kommentar.


HatTip: Mädchenmannschaft

Dienstag, 17. August 2010

CSD Stuttgart - polarisiert

Nicht jeder mag die Selbstdarstellung Homosexueller auf ihrer Parade in deutschen Städten - aber die meisten doch. Jüngst haben in Stuttgart wieder 200.000 Menschen mit Homosexuellen auf der Straße gefeiert. Seit letztem Jahr zeigt eine andere Gruppe, was sie davon hält:

die Piusbrüder, eine katholische Splittersekte, bekannt geworden durch Leugnung des Holocausts und Menschenfeindlichkeit, nutzen den Stuttgarter CSD für ihre Message: Homosexualität sei eine Krankheit und der CSD das Anzeichen dafür, dass die Gesellschaft zugrunde geht. Während des CSDs beten sie Maria an, halten Schilder mit diskriminierenden Botschaften und protestieren so gegen die Menschen, die ihre Homosexualität feiern und nicht verstecken wollen.

Beitrag von SPIEGEL-TV:



Samstag, 7. August 2010

Ein Kirchentag mit Folgen

Während trotz schlechten Wetters viele Besucher recht begeistert vom diesjährigen Ökumenischen Kirchentag aus München zurückgekehrt sind, gab es auch unzufriedene Teilnehmer. So beklagt die rechtsfundamentalistische Plattform "medrum.de", dass auf dem Kirchentag auch bestimmte Menschen ausgeschlossen würden. Mittels eines Flugblattes, das von der Exgay-Organisation Wüstenstrom und zwei christlichen Gruppierungen verteilt wurde, wird beklagt, dass der Kirchentag zwar jede Menge Veranstaltungen mit homosexueller Gesinnung anbieten würde, diejenigen aber zu kurz kämen, die "durch das Propagieren homosexueller Veranlagungen und ihres Auslebens in eine Konfliktlage geraten" seien. Die Kirche grenze sie aus und hätte kein Interesse daran, ihnen die nötige Orientierung zu bieten, die sie bräuchten. Wüstenstrom wirbt damit um Verständnis ihres Seelsorgeangebotes, Menschen mit "homosexueller Veranlagung" aufzunehmen und nach Wunsch umzupolen. Kritik wird vom Verein nicht akzeptiert, man spricht von "Verleumdung" und "Unterstellungen".

Mit dieser Aktion schafft sich Wüstenstrom allerdings ein Problem: versuchten sie bis dato noch, ihre Therapien als "ergebnisoffene" Beratung anzubieten, weist das Flugblatt auf eine vorbestimmte Zielführung und gibt somit dem Frankfurter Landgericht recht, das Wüstenstrom vor 2 Jahren bereits die selbsterklärte Ergebnisoffenheit absprach.

Auch pikant: Nebenbei erfährt man, dass Wüstenstrom auf Anfrage in einer evangelischen Gemeinde bereits Hausverbot erteilt bekam. Zusätzlich stellte sich heraus, dass die Fotos auf besagtem Flugblatt unrechtmäßig verwendet wurden.

Montag, 2. August 2010

Evangelikale Gastrednerin hält Homosexualität für “Ausdruck frühkindlicher Defizite”

übernommen aus dem Blog von Mission Gottesreich:

Umstrittenes Institut veranstaltete Tagung zum Thema Homosexualität

Sie hält Homosexualität für ein Problem, wahrscheinlich sogar für eine Krankheit oder Störung – die US-Amerikanerin Janelle Hallman. So veröffentlichte sie zum Beispiel einen Artikel mit dem Titel “Weibliche Homosexualität – Diagnostik und Therapieansatz“. Die evangelikale Christin nennt lesbische Frauen “betroffene Frauen”, spricht in einem weiteren Artikel von “Symptomen” und glaubt, dass “homosexuell empfindene Frauen tiefe ungelöste Konflikte haben”. Hallman schreibt auch, dass sogenannte “prä-lesbische Mädchen” “fast immer in einen ruhelosen Aktivismus” verfallen. Darunter versteht sie, wenn Mädchen “ständig draußen” sind, auf Bäume klettern, mit dem Vater angeln gehen oder Sport treiben. Damit würden sie zum “Sohn” der Familie, so Hallman.

Ihren Ansichten bietet das evangelikal geprägte “Deutsche Institut für Jugend und Gesellschaft” (DIJG) ein Forum. Auf dessen Internetseiten sind mehrere Texte von Janelle Hallman veröffentlicht. Dort steht auch, Hallman sei als “Therapeutin” seit etwa zehn Jahren auf die Begleitung von “Frauen, die ihre Homosexualität konflikthaft erleben” spezialisiert. Außerdem sprach Hallman nach einem Medienbericht auf der Tagung “Weibliche Identitätsverletzungen und Homosexualität” in Kassel, veranstaltet vom DIJG. Das berichtete das evangelikale Nachrichtenportal idea.de Anfang Juli 2010 unter der Überschrift “Homosexualität: Veränderung ist möglich“.

Nach Angaben von idea.de erklärte Hallman dort, dass eine “Veränderung homosexueller Gefühle” möglich sei, “wenn Verletzungen erkannt und verarbeitet würden”. Laut Hallman könne Homosexualität verschiedene Ursachen haben, schreibt idea.de, “unter anderem eine fehlende Bindung zur Mutter oder sexueller Missbrauch”. Gleichgeschlechtliche Gefühle seien ihr zufolge “in den meisten Fällen Ausdruck frühkindlicher Defizite”. “Betroffenen” könne mit einer “Therapie” geholfen werden, heißt es weiter. Sie müssten sich “ihrem tiefen seelischen Schmerz” stellen und auf den Weg machen, “um ihre eigene weibliche Identität zu entfalten”.

Das umstrittene “Deutsche Institut für Jugend und Gesellschaft” gehört zu der Gemeinschaft “Offensive Junger Christen” (OJC). Die Einrichtung ist wiederholt in die Kritik geraten, weil deren Mitarbeiter für eine angeblich mögliche Veränderbarkeit von Homosexualität werben. Sie setzten sich für Männer und Frauen ein, “die ihre homosexuelle Orientierung als unerwünscht und als konflikthaft” erleben, heißt es auf ihrer Internetseite. Zeit Online kritisierte das DIJG in dem Artikel “Schwulenhetze, streng wissenschaftlich“. Die taz nannte das Institut eine “pseudowissenschaftliche Einrichtung“.

Die Bundesregierung warnte 2008 vor sogenannten Therapieangeboten, die eine Änderung von gleichgeschlechtlichem Sexualverhalten oder einer homosexuellen Orientierung zum Ziel haben. Sie könnten zu Ängsten und Depressionen bis zum Selbstmord führen. Die Drucksache dazu steht im Internet. Die meisten evangelikalen Christen halten Homosexualität für Sünde, viele sogar für eine Störung oder Krankheit.

Kommentiert: partyzionist - lesbisch? das muss doch nicht sein!