Anfang 2010 berichteten wir von Patrick Strudwick und dessen Aktion, sich undercover einer Exgay-Therapie zu unterziehen. Seine schockierenden Ergebnisse mit 2 Ärzten veröffentlichte er später - und erntete weltweites Aufsehen. Beide Ärzte lernte Strudwick auf einer NARTH-Versammlung in London kennen. Seine damalige Veröffentlichung sorgte nun für ein Nachspiel: Lesley Pilkington, eine der beiden Ärzte, wurde in einer Anhörung mit der Britischen Vereinigung für psychologische Beratung und Psychotherapie (BACP) vorgeworfen, "unverantwortlich", "respektlos", "dogmatisch" und "unprofessionell" vorgegangen zu sein. Der BACP sprach die christliche Ärztin Pilkington schuldig, von ihrer persönlich vorgefassten Ansicht über Homosexualität befangen gewesen zu sein und so ihre Berufspflicht als Ärztin verletzt zu haben. Strudwick berichtete, sie habe dessen Homosexualität auf ein geringes Selbstwertgefühl, familiäre Kontakte zur Freimaurerei und einem uneingestandenen sexuellen Missbrauch zurückgeführt, was Strudwick jedesmal verneinte. Dennoch blieb sie überzeugt davon. Selbst Ex-Gay-Befürworter kritisieren diese Art des Vorgehens. Wir sprechen in diesem Zusammenhang von Scharlatanerie.
Die Ärztevereinigung setzte nun Pilkingtons Lizenz aus. Ihr wird laut exgaywatch eine Schulungsmaßnahme angeordnet. Das Christian Legal Centre, christliche Lobbyisten, werden dagegen aller Voraussicht nach in Berufung gehen. Sie sind der Meinung, dass Pilkington von Strudwick betrogen worden sei. Er hätte sie angelogen, während sie für ihn gebetet habe. Sie habe einwandfrei gehandelt. Pilkington selbst bekräftige ihre Ansicht, Homosexualität sei therapierbar. Sie würde das schon seit einiger Zeit bei ihrem 29jährigen Sohn tun, der schwul sei, und ist überzeugt davon, dass sich Änderung einstellen werde. Sie empfindet die Berichterstattung als unverantwortlich, denn das Umpolen sei durchführbar und viele Menschen wollten das auch so.
Christliche Aktivisten können den Rummel um die Exgay-Therapien kaum verstehen. Sie stützen ihre Meinung, dass die homosexuelle Neigung therapierbar sei, auf ein Textbuch namens "Wesentliche Psychopathologie und deren Behandlung" (2009). Dass reparative Therapie schädlich und zerstörerisch sein kann, davon wollen christliche Lobbyisten nichts wissen. Einen sehr einfältigen Bericht dazu gibt es hier.
Ignoriert wird vor allem der Beschluss der britischen Ärztekammer, Reparativtherapien nachgewiesenermaßen als unseriös und schädlich zu bewerten, und diese Art der Behandlung nicht mehr auf Rezept durchführen zu lassen (wir berichteten).
Pilkington wird vorerst auch weiterhin Exgay-Therapien anbieten und durchführen. Auch ohne Lizenz.
Links: exgaywatch - UK: Psychotherapist guilty of Malpractice for Promising Gay Cure
Guardian - Conversion Therapy: She tried to make me 'pray away the gay'
The Telegraph - The therapist who claims she can help gay men go straight
The Telegraph - Christian Counsellor's attempt to cure gay man was 'malpractice'
Sonntag, 5. Juni 2011
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