Sonntag, 21. September 2008

Homosexuelle sterben früher

Eine englische Studie hat wieder einmal bestätigt, was schon länger bekannt ist: Die Selbstmordrate unter homosexuellen Männern ist bedeutend höher als bei den heterosexuellen Geschlechtsgenossen. Depressionen und Angstzustände kommen demnach unter Homosexuellen öfter vor, und auch der Alkohol- und Drogenmissbrauch sei unter Homosexuellen wesentlich höher. Der Leiter der Studie, Michael King, sieht als Ursache den alltäglichen gesellschaftlichen Stress, dem der Homosexuelle sein Leben lang ausgesetzt sei. Christliche Fundamentalisten jedoch sehen das ganz anders: Nicht das gesellschaftliche Umfeld würde dem Homosexuellen zusetzen, sondern die Homosexualität an sich. Sie mache krank, weil sie eben eine Krankheit sei, freuen sich konservative Vertreter. Im Schnitt lebe der Homosexuelle 24 Jahre weniger als ein Heterosexueller, während ein Raucher nur 1 bis 7 Lebensjahre einbüße. Homosexualität führe zu AIDS, Drogenmissbrauch, und zur Unfähigkeit für gesunde Beziehungen. Ausführungen wie diese unterstreichen jedoch die Signifikanz solcher Studien und lassen erkennen, wie leicht es sich ein ausgrenzendes konservatives Umfeld machen kann, das Homosexualität stigmatisiert und die Folgen der eigenen Sünden auf die Homosexuellen selbst zurückführt.

Montag, 15. September 2008

Wenn Christen Christen hassen

"Den Menschen lieben, die Sünde hassen", lautet ein christliches Sprichwort, das im Grunde nichts anderes heisst als "die Sünde hassen, um den Menschen zu hassen". Menschenhass ist zwar im christlichen Glauben nicht vorgesehen, wenn es aber um heikle Themen wie z.B. jüngst die Schwulensegnung in Wetzlar geht, gilt wieder diese alte Maxime. Dann sind sich auch scheinbar wohlgesonnene Christen nicht zu schade, munter mit Bibelversen auf ihre christlichen Mitgeschwister einzudreschen. Zu verfolgen ist dies gut unter den Kommentaren von Jesus.de oder anderen christlichen Onlinenachrichtendiensten. Kostproben gefällig? Bitteschön:
Tatsache ist, dass alle homosexuellen oder lesbisch veranlagend Menschen bei einer Bekehrung zum wahren Glauben an den Herrn Jesus Christus sofort ihre negative, in GOTTES Augen gräuliche Veranlagung verlieren und eine normales, sexuelles Leben nach GOTTES Wort führen. Entweder gilt für einen Christen das ganze Wort GOTTES in der Bibel oder ich muss GOTT und die gesamte Bibel ablehnen. Dann kann ich natürlich leben wie ich will und werde als Dank dafür aber in der Hölle landen statt im Himmel. Auch das ist eine biblische, christliche Tatsache gemäß GOTTES Wort in der Bibel. Römer 1,18-32: [...] "Denn obwohl sie von Gott wussten, haben sie ihn nicht als Gott gepriesen noch ihm gedankt, sondern sind dem Nichtigen verfallen in ihren Gedanken, und ihr unverständiges Herz ist verfinstert. Da sie sich für Weise hielten, sind sie zu Narren geworden und haben die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes vertauscht mit einem Bild gleich dem eines vergänglichen Menschen und der Vögel und der vierfüßigen und der kriechenden Tiere. Darum hat Gott sie in den Begierden ihrer Herzen dahingegeben in die Unreinheit, so daß ihre Leiber durch sie selbst geschändet werden, die, die Gottes Wahrheit in Lüge verkehrt und das Geschöpf verehrt und ihm gedient haben statt dem Schöpfer". Sirach 23,23: "Ein Mann, der an sich selbst Unzucht treibt, hat keine Ruhe, bis das Feuer ausgebrannt ist". 3. Mose 18,22-30: "Du sollst nicht bei einem Mann liegen wie bei einer Frau; es ist ein Gräuel. [...] Denn alle, die solche Gräuel tun, werden ausgerottet werden aus ihrem Volk". 3. Mose 20,13-17: "Wenn jemand bei einem Manne liegt wie bei einer Frau, so haben sie getan, was ein Gräuel ist, und sollen beide des Todes sterben; Blutschuld lastet auf ihnen". 1. Korinther 6,9-10: "Oder wisst ihr nicht, daß die Ungerechten das Reich Gottes nicht ererben werden?"
oder:
Die Kritik der Lesben und Schwulen sollte sich nicht an diejenigen richten, die ein Gesetz befolgen (Kirchen und Gemeinden), sondern an den Gesetzgeber, der das Gesetz sowohl im Alten Testament (3.Mose 18,22) erlassen als auch im Neuen Testament bestaetigt hat (Römer 1, 24-32). Der Gesetzgeber benennt Homosexualitaet eindeutig als Suende und schließt uneinsichtige Suender von der Teilhabe des ewigen Lebens in seinem Reich aus. Ich kann nicht verstehen, warum die Schwulen sich immer wieder um den Segen desjenigen bemuehen, dessen Gesetz sie ignorieren und verachten. Gott verachtet sie ja auch und hat sie in ihrem verkehrten Sinn dahingegeben, wie aus der Textstelle von Römer 1,28 zu entnehmen ist.
oder:
Es kommt noch der Tag, wo Homosexuelle, Christen verklagen, nur weil Sie sich zu Christus bekennen. In der Bibel steht ganz klar,das Homosexualität Sünde ist. Und das ist für Gläubige Christen das ausschlaggebende. Egal was die Leute sagen und denken, die Bibel ist und bleibt Gottes Wort. Auch für die, die es nicht wahr haben wollen.
oder:
Die einzigen Menschen, die ein Problem mit der "Homosexualität" haben, sind die Homosexuellen selber. Sie versuchen über eine starke Lobby etwas als richtig und gut zu machen, von dem Gott ausdrücklich sagt: "Das ist mir ein Greuel" Aber wie sagte schon der Teufel im Paradies zu Eva? Ihr werdet keineswegs sterben, sondern ihr werdet sein wie Gott und selber erkennen, was gut und was böse ist. Seitdem wollen die Menschen selber entscheiden, was richtig und was falsch ist. Etwas was allein Gott dem Allmächtigen zusteht. Da können die Mächte noch so toben. Am Ende kommt das Gericht - und wir wissen, wer der Sieger ist.
oder:
Maleachi 3 V 18: "Und ihr werdet wiederum den Unterschied sehen zwischen dem Gerechten und dem Gesetzlosen, zwischen dem, der Gott dient, und dem, der ihm nicht dient." Mag sich ein jeder aussuchen was ihm gefällt... mag sich jeder sagen das ein "Gott der Liebe" nicht diese "Abart der Liebe" richten wird... Galater 6, 7: "Irret euch nicht, Gott läßt sich nicht spotten! Denn was irgend ein Mensch sät, das wird er auch ernten. "
Daraus mag man schließen, dass Mitmenschen nur dann liebenswert seien, wenn sie auch der sexuellen Norm entsprächen: nämlich heterosexuell ausgerichtet sind. Alles andere will man nicht verstehen oder hinterfragen, weil ein "Gräuel" vor Gott als Argument in jedem Fall ausreichen mag. Der stellvertretende Chefredakteur der Wetzlarer Neuen Zeitung, Alois Kösters, kritisiert diesen munteren Bibelchristenkampf nun deutlich in der Kolumne "Moment mal" vom 12. September: "Sogar die Heilige Schrift wird manchem Gläubigen zur profanen Zitatenquelle, aus der sich trefflich schöpfen lässt, um Menschen zu beleidigen", so Kösters, und verweist zur Begründung auf 1. Samuel 18,27, wo geschildert wird, dass David mit seinen Männern 200 Philister erschlug, ihnen die Vorhäute abschnitt und diese zum König Saul brachte. Bei diesem Umgang mit Fremden könne heute nicht mehr von Gottes Wohlgefallen ausgegangen werden, dies sei eine Errungenschaft der Aufklärung. Die Geschichte der Menschenverachtung brauche so nicht ewig wiederholt zu werden.

Mittwoch, 10. September 2008

Cliff Richard eckt an

Als Popikone (aktuelle Single: "Thank you for a lifetime") und evangelikaler Christ gilt Sir Cliff Richard für viele als Vorbild. Seine jüngst erschienene Biographie "My Life, My Way" enthüllt nun interessante Details aus seinem Privatleben: So lebe er bereits seit sieben Jahren mit einem katholischen Priester zusammen, den er vor Jahren in New York kennenlernte. Richard tritt öffentlich für die kirchliche Anerkennung eingetragener homosexueller Lebensgemeinschaften ein: „Die Tage, in denen man annahm, dass liebevolle Beziehungen nur etwas für einen Mann und eine Frau seien, sind vorbei“. Nun häufen sich wieder Spekulationen, Richard sei homosexuell. In seinem Leben hatte Richard nie geheiratet, zweimal versuchte er sich in eine Frau zu verlieben - erfolglos. Im Freundeskreis gilt Richard als schwul. Die Leserkommentare der idea-Redaktion zu dieser Nachricht spiegeln treffend den Hass vieler Christen gegenüber Homosexueller wieder.

Samstag, 6. September 2008

Homophobie in den 80ern

Homophobie gehörte in den 80er Jahren noch zum guten Ton in der Gesellschaft. Mit menschenverachtenden Sprüchen sicherte man sich damals noch leichter seinen Status im Bekanntenumfeld. Das war auch der Nährboden für ein übles Gedankengut, der sich besonders unter den "braven" konservativen Bürgern ausbreiten konnte. Homosexualität galt als unnormal, abartig, pervers. In den USA wurde 1986 ein Buch (hier klicken!) veröffentlicht, das kindgerecht in einem lustigen Comicstil die ganze "Wahrheit" über die Homosexuellenbewegung und über den durchschnittlichen Homosexuellen enthüllen soll. Folgendes galt demnach als erwiesen:
  • Die Homosexuellenbewegung sei dazu gedacht, die Gesellschaft zu unterwandern und moralisch zu zersetzen
  • Alle Homosexuellen seien - ähnlich wie Alkoholiker - "perverse Sexsüchtige"
  • Die allermeisten Homosexuellen würden in jungen Jahren erste Erfahrungen mit Gleichgeschlechtlichen machen, im Gegensatz zu Heterosexuellen (was für eine Erkenntnis!), was sie dann erst zu Homosexuellen machen würde
  • während Heterosexuelle einen normalen Lebenswandel führten, würden Homosexuelle ausschließlich nach einem ausschweifenden Sexualleben streben
  • Dabei würden sich die meisten Homosexuellen jede Nacht (!) zu 8-10 One-Night-Stands verabreden
  • Sämtliche sexuelle Spielweisen jeglicher erdenklichen Art würde das Leben eines Homosexuellen prägen, gleichzeitig würde sich darum bemüht dieses Sexualbild den braven ahnungslosen Familien nahezubringen
Diese "Tatsachen" spiegeln das Denken vieler Menschen wider, die damals und auch teilweise noch heute mit einem menschenverachtenden Bild vor Augen über Homosexuelle herziehen. Natürlich kann man über dieses Comic einfach nur herzhaft lachen, die Brisanz des Hasses, der dadurch in die Herzen von Menschen gestreut wird, wird aber schnell unterschätzt. Es sind diese Menschen, die glauben, eine gute Tat zu tun, wenn sie Homosexuelle verurteilen und diffamieren. Der gleiche Hass wird auch durch diese Chick-Traktate und Abhandlungen wie dieser geschürt. Wer würde schon beim Lesen dieser einseitigen Hetztiraden auf die Idee kommen, dass ein beträchtlicher Teil Heterosexueller genauso (millionenfach) täglich derartige "abartige" Handlungen begeht, egal ob zu Hause, in einem Bordell oder in fremden Ländern mit minderjährigen Prostituierten? Und ein beträchtlicher Teil Homosexueller über diese Praktiken genauso verständnislos den Kopf schütteln muss? Diese andere Seite der Medaille könnte dem Menschenhass schnell den Wind aus den Segeln nehmen. Viele haben bis heute allerdings schon registriert, dass Homosexuelle genauso wie Heterosexuelle nur Menschen sind. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Dienstag, 2. September 2008

Kirche in Südafrika verurteilt

Der Oberste Gerichtshof in Pretoria (Südafrika) hat die Holländisch Reformierte Gemeinde Moreleta Park zu einem Schmerzensgeld von 7.700 Euro verurteilt. Geklagt hatte Johan Strydom (31), ein ehemaliger Mitarbeiter der Freikirche, der nach Bekanntwerden seiner Homosexualität aus der Kirche geworfen wurde. Dabei verlor er seinen Job und musste wegen finanzieller Knappheit sogar sein Haus verkaufen. Er fühlte sich diskriminert und erlitt Depressionen. Die Kirchengemeinde, vertreten von Gemeindeleiter Dominee Dirkie van der Spuy, rechtfertigte ihren Schritt aus ihrem Bibelverständnis, Homosexualität sei eine Sünde vor Gott. Der Mitarbeiter habe sich geweigert, über seine Sexualität mit der Gemeindeleitung zu diskutieren, nachdem diese ihn aufforderten, zölibatär zu leben und ein Umpolungsprogramm (H2O "Homosexuality To Overcome") zu absolvieren. Strydom selbst sehe kein Problem, er fühle sich als Christ von Gott so geschaffen und angenommen wie er sei. Dabei wundere ihn die selektive Bibelauslegung der Kirche, mit der man früher die Apartheid unterstützt habe und heute genauso gegen Homosexuelle vorgehe. Van der Spuy rechtfertigte diese Anschuldigung damit, dass der Begriff "Apartheid" in der Bibel nicht vorkäme, Homosexualität allerdings spezifisch erwähnt würde. Weiterhin bedauerte er, dass die Grundrechte eines einzelnen Menschen höher gewertet würden als das Recht auf Religionsfreiheit. Die Kirchengemeinde muss sich nun bei dem Kläger öffentlich entschuldigen.

Die verbotene Segnung

Als sich Jürgen Erbach und Kristof Heil am 15.08. im katholischen Dom zu Wetzlar als homosexuelles Paar segnen lassen, hätten sie wohl kaum mit dem riesigen Medienecho gerechnet, das über Nacht die beiden bundesweit bekannt machte. Die Segnungszeremonie löste heftige Kontroversen aus, der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst reagierte prompt: Bezirksdekan Peter Kollas verlor sein Amt. Gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften dürfen in der katholischen Kirche eben nicht gesegnet werden. Der hessische Rundfunk lud sich Erbach und Heil ins Studio ein, und strahlte am 23.08. in der Sendung horizonte das Gespräch mit den beiden aus. Es geht um ihren Glauben als Christen und warum sie sich bewusst entschlossen haben, sich segnen lassen zu wollen. Der zweite Teil der halbstündigen Sendung beschäftigt sich mit der Frage, warum sich die Kirche mit dem Thema Homosexualität nicht leicht tut und warum es für sie so brisant ist, sich den Menschen heute unbefangen zu nähern.