Montag, 1. März 2010

Nach dem Umpoler-Kongress in Belfast

Der irische Independent berichtet kurz über die Exgay-Konferenz in Belfast, die von der Umpolungsorganisation "Core Issues" geleitet wurde, zu der Strudwicks "Stop Conversion Therapy Taskforce" zu Protesten aufgerufen hat:


Ich bin schwul und diese Leute behaupten, sie könnten mich heilen
Heute bin ich schwul - und wütend


von Declan Cashin, Irish Independent

Ich heiße Declan, und scheinbar habe ich eine große emotionale, möglicherweise psychische Störung: Homosexualität. Ich bin heute wohl deshalb ein schwuler Mann, weil ich entweder depressiv und einsam bin, in meiner Kindheit 'verletzt' worden bin, oder weil einfach nur Gott in tiefstem Herzen fehlt.
Aber Hilfe naht in Form von Organisationen, die behaupten, sie könnten Homosexualität "heilen" oder "in Ordnung bringen", durch eine Kombination von Psychotherapie und Gebet. Vergangenes Wochenende fand eine Konferenz in Belfast statt, die von "Core Issues" organisiert worden war, einer evangelikalen christlichen nordirischen Gruppe, die die sogenannten "Konversionstherapien" oder "reparativen Therapien" fördert.

Hauptredner bei der Veranstaltung war Pastor Mario Bergner, ein anglikanischer Prediger aus Chicago, der behauptet, von der Homosexualität und "elf Aids-Symptomen" durch die Kraft des Gebetes geheilt worden zu sein. Heute ist er, wie er sagt, glücklich verheiratet und hat fünf Kinder.
Die Konferenz wurde von Dr. Mike Davidson geplant, seinem Profil nach ein Lehrling als Psychodrama-Psychotherapeut und Mitglied der British Association of Psychodrama (die im britischen Rat für Psychotherapie eingetragen ist).

Dr. Davidson, selbst ein ehemaliger Homosexueller, erklärt: "Eine lange Zeit waren meine homosexuellen Gefühle absolut natürlich für mich. Allerdings wurden andere Sehnsüchte, wie der Wunsch ein Kind zu zeugen, und eine Frau zu lieben und von ihr geliebt zu werden, immer bedeutender für mich. Noch wichtiger ist, dass nach 200 Jahren jüdisch-christlicher Tradition und 150 Jahren eines wichtigen Zweiges der psychologischen Forschung erkannt wurde, dass Homosexualität weder angeboren noch unveränderlich ist."
Dr. Davidson sagt, dass Core die Homosexualität nicht als Erkrankung oder psychische Krankheit sehe, sondern vielmehr als ein 'sozio-politisches Konstrukt', das die menschliche Sexualität in homo-, hetero- oder bisexuell eingrenzt.
"Wir glauben, dass alle Menschen das Recht haben sollten, sich in den Fragen ihrer sexuellen Identität selbst identifizieren zu dürfen", sagt Dr. Davidson. "Die Leute, die schwul sein möchten, haben auch das Recht dazu so zu sein. Warum sollte Menschen, die nicht homosexuell sein wollen, nicht geholfen werden, sie bei ihrer Identitätssuche zu unterstützen, mit der sie sich wohlfühlen?"

Für mich persönlich ist das ein schwieriges Thema, über das ich hier schreibe, weil ich das Konzept der homosexuellen Konversionstherapie - oder wie sie das auch immer nennen möchten - zutiefst anstößig und beleidigend finde, geschweige denn absolut unethisch, wenn das von Psychotherapeuten so gebilligt wird.
Die Vorstellung, dass Religion eine 'Heilung' der Homosexualität anbieten könne, dass es nicht als Teil der menschlichen Natur gefeiert werden kann, und dass es sich nicht um ein natürliches Phänomen in der Natur handele - auf was fast alle wissenschaftliche Erkenntnisse (die von Core nicht akzeptiert werden) hindeuten - ist in meinen Augen abstoßend, irrsinnig, und ein Rückschritt ins Mittelalter.
Ganz abgesehen von meiner eigenen Abneigung stellt die homosexuelle Konversion ein Problem dar, das es zu erforschen gilt, weil es, um es gelinde auszudrücken, nicht sehr hilfreich ist, die Akzeptanz Homosexueller in der Gesellschaft weiter voranzutreiben, oder wie in diesem Falle, in der Religion.
Bis heute gibt es kaum Anzeichen, dass derartige Organisationen oder Therapeuten ihre Dienste in Irland anbieten, aber mit einer zunehmenden Bewegung im Norden, in Großbritannien und den USA, gehen prominente Persönlichkeiten im irischen Gay-Support-Netzwerk keine Risiken ein.
"Es wuchert im Norden und im Vereinigten Königreich Englands, und hier ist es eine ferne Bedrohung, deshalb arbeiten wir mit professionellen Einrichtungen wie der Hochschule für Psychiater in Irland, um klare Leitlinien für Psychiater und Psychotherapeuten zu entwickeln", sagt Odhran Allen, Direktor der Strategie für Psychische Gesundheit mit dem Schwulen und Lesben-Netzwerk für Gleichheit (GLEN).

Der schwule britische Journalist Patrick Strudwick verbrachte einige Monate damit, die Homo-Hetero-Konversionstherapie zu untersuchen, und unterzog sich der "Behandlung" zweier Psychotherapeuten, die keinen Hehl aus ihrer Auffassung machten, dass Homosexualität fernab des Natürlichen wäre, sondern vielmehr eine Kombination aus "psychischer Krankheit, Suchtverhalten und antireligiöses Phänomen".
Die Therapeuten führten Strudwicks Sexualität zurück auf Depression und unzureichender Erziehung, und gingen sogar so weit zu behaupten, dass Patrick nur deshalb schwul sei, weil er als Kind missbraucht worden sei (was nicht stimmt).
Seit der Veröffentlichung dieser Ergebnisse werden beide Therapeuten vom Britischen Verband der Berater und Psychotherapeuten (BACP) untersucht.

"Was diese Praxis so gefährlich macht ist diese große Unehrlichkeit darüber," sagt Strudwick, der seitdem eine Anti-Konversionskampagne gegründet hat, die Stop Conversion Therapy Taskforce (SCOTT).
"Konversionstherapeuten verkaufen das ganze als einen Dienst, der denjenigen angeboten wird, die aus ihrer freien Wahl nach Hilfe fragen. Dieses Angebot wird immer lächelnd warmherzig übermittelt, und wenn sie dann tätig werden, versteht man wie eine gefährdete Person da hineingelockt werden kann", berichtet er.

Das wirft einen entscheidenen Punkt auf: dass nämlich Menschen freiwillig diese Organisationen und Einzelpersonen aufsuchen, so dass es eine Nachfrage für Reparative Therapie geben muss. "Nur weil ein Klient zu einem Therapeuten kommt auf der Suche nach etwas, bedeutet das nicht, dass er das automatisch bekommen sollte", erwidert Strudwick.
"Das ganze ist vergleichbar mit einer schwarzen Person, der zu einem Therapeuten kommt und ihn bittet, weiß zu sein. Ein Therapeut wird dieser Person nicht einfach so eine Flasche Hautbleichmittel überreichen. Das pathologisiert weiter diese Angst, und bestätigt dem Patienten, dass mit ihm etwas nicht stimmt, wenn doch tatsächlich die Überzeugung an sich das wahre Problem ist."

Die 'Behandlung' funktionierte bei Strudwick nicht, auch wenn er zugibt, dass es ihnen zu der Zeit gelang, ihn unterschwellig zu bearbeiten. "Diese hässlichen kleinen Nachrichten drängen sich bis ins Unterbewusstsein durch," räumt er ein.
"Sie kommen mit dieser ganzen Geschichte an, die sexuellen Gedanken analysieren zu müssen, und warum man sich zu Männern hingezogen fühlt, an was ich vorher nie gedacht hätte, später einmal zu tun."

Was die Effektivität der Schwulenkonversion angeht, so räumt Dr. Davidson von Core ein, dass es "Rückfälle" gibt.
"Es gibt mit jedem immer das Problem der Beibehaltung, wie die Sexualität in einer Weise gelenkt werden kann, die sich von der früheren gelebten Art unterscheidet," sagt Davidson.
"Aber wir tun diesen Menschen Unrecht, wenn wir ihnen sagen, sie seien nur 'Bi' oder 'unterdrückt'. Sie haben genauso das Recht, sich
auszurichten wie sie es möchten - genau das gleiche Recht wie jemand, der sich als 'schwul' identifizieren möchte."

Links: ExGayWatch - UK: SCOTT Protests Mario Bergner ExGay-Conference
gaelick - Protests in County Down as Ex-Gays meet
The Independent - Christian 'homosexual cure' conference sparks protests
PinkNews - Anti-Gay cure group to protest outside Christian convention
BoxTurtleBulletin - UK Gay activist seeks to remove ex-gay therapist' license

Kommentiert: gaywest - Vom Recht auf Heterosexualität

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