Sonntag, 31. Januar 2010

Akzeptanz und Willkommensein in (Frei-)kirchen

Gaywest: Willkommen in der Kirche

Aktuelles Beispiel: Berlin-Schöneberg, eine frei-evangelische Baptistengemeinde.
In Berlin-Schöneberg hat eine evangelisch-freikirchliche Gemeinde, Baptisten also, Ende November ein Gemeindeforum “Sexualethik” veranstaltet. Konkret ging es um Homosexualität. Als Referent eingeladen war Pfarrer Klaus Douglass.

Es gab nicht nur Vortrag und Diskussion, es gab auch ein Meinungsbild. Und das war deutlich, sehr deutlich:

Mit kleinen Klebepunkten haben sich die Teilnehmer in einer halbgeheimen Abstimmung zu der Frage positioniert, wie sie zu Homosexuellen stehen, die zu uns in die Gemeinde kommen. Und fast ausnahmslos alle haben deutlich gemacht, dass sie kein Problem damit haben, dass sie jeden akzeptieren wollen, dass jeder kommen kann, mitarbeiten kann, willkommen ist.

Ein Beispiel, das bundesweit Schule machen sollte. Die Berliner Gemeinde ist zu erreichen unter www.efgbsh.de .
Den Bericht gibts im Gemeindebrief oder direkt hier:
(pdf 0,2 MB)

Sonntag, 24. Januar 2010

Anlaufstelle: Zwischenraum

Viele gläubige Homosexuelle fühlen sich von anderen oft nicht verstanden ("wieso hast du ein Problem damit, schwul zu sein?"), genauso unwillkommen fühlen sie sich auch oft in ihren christlichen Gemeinden ("als Christ solltest du nicht schwul leben, wir empfehlen dir ne Therapie bei Wüstenstrom gegen deine Homosexualität, damit du wieder glücklicher wirst"). Nicht selten führt ein Outing in einer christlichen Gemeinde zum Rausschmiss.

Wer so zwischen den Stühlen sitzt braucht einen Zwischenraum. Den gibt es. In mehreren lokalen Gruppen treffen sich schwule/lesbische Christen, die Jesus nachfolgen wollen und sich austauschen möchten. Der Zwischenraum ist ein Ort, an dem niemand mit Einschüchterung, Manipulation oder geistlichem Missbrauch rechnen muss. Bei Zwischenraum erhält man die Möglichkeit, sich mit sich selbst und Gott vorurteilsfrei auseinandersetzen zu können. Zu Zwischenraum kommen Menschen, die auf ihrem Lebensweg schon viel gutes mit Gott erfahren durften, genauso wie Menschen, die erfolglos durch Wüstenstrom- oder Living Waters-Therapien ("Umpolungsseminare") gegangen sind, viel Leid durchgemacht haben und stellenweise sogar von Christen seelisch missbraucht worden sind.
Der Leitvers von Zwischenraum lautet:
Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte zurückbringen und das Verwundete verbinden und das Schwache stärken und, was fett und stark ist, behüten; ich will sie weiden, wie es recht ist. (Hesekiel 34:16)

Zwischenraumgruppen gibt es mittlerweile in immer mehr Städten. Um zu einem Treffen von Zwischenraum zu kommen reicht eine kurze
Kontaktaufnahme mit dem jeweiligen Leiter der nächsten Gruppe.

ZwischenraumStepMapZwischenraum
Erfreulicherweise gibt es auch immer mehr Kirchgemeinden, die Homosexuelle vorurteilsfrei annehmen. Erwähnenswerte Vorbilder wären die Evangelische Andreasgemeinde nahe Frankfurt, sowie die Evangelische Kirchengemeinde St. Lukas in München.

Offizielle Homepage:
www.zwischenraum.net
eine Übersicht aller annehmenden Gemeinden hier.

Samstag, 23. Januar 2010

Gottesdienste und Hauskreise

Es gibt sie! Überall in Deutschland und drüber hinaus finden sich Gottesdienste und Hauskreise, in denen Lesben/Schwule/Transgender willkommen sind ("Einladende Gemeinden"). Hier eine vorsichtige Auflistung der uns derzeit bekannten Gottesdienste, in denen Homosexuelle auch willkommen sind:


Aachen

Ökumenischer Gottesdienst jeden 3. Sonntag im Monat um 18:00 Uhr, St. Adalbert
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Berlin


Evang. Gottesdienst in der Martin-Luther-Kirche Neukölln
Hauskreis jeden 3. Samstag im Monat ab 15:30 Uhr

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Evang. Gottesdienst in der Baptistengemeinde Schöneberg. Jeder ist ausdrücklich willkommen.


Ökumenischer Gottesdienst jeden 2. Sonntag im Monat
um 18:00 Uhr,
Emmauskirche, Kreuzberg
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Ökumenischer Gottesdienst der AIDS-Initiative Kirche positHIV, jeden letzten Sonntag im Monat, um 18:30 Uhr, Evang. Kirche am Lietzensee (mehr Infos)

Hauskreis: Zwischenraum Berlin




Bielefeld

Hauskreis: Zwischenraum Ostwestfalen-Lippe




Dresden

Hauskreis: Zwischenraum Dresden



Christlich-Schwul-LesBischer Stammtisch Dresden
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Frankfurt am Main


Evangelischer Gottesdienst in der
Gethsemane-Gemeinde (Projektgemeinde),
jeden 1. und 3. Samstag im Monat, 18:00 Uhr und

Hauskreis: Zwischenraum Rhein-Main, in der Gethsemane-Gemeinde (Projektgemeinde)
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Katholischer Gottesdienst in der Gemeinde Maria Hilf,
jeden 1. Sonntag im Monat um 18:30 Uhr

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Evangelischer Gottesdienst in der Andreasgemeinde, Niederhöchststadt. Jeder ist ausdrücklich willkommen.
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Hauskreis: offener Bibelkreis für Homosexuelle,
jeden zweiten Montag ab 19:30 Uhr, privat




Freiburg


Ökumenischer Gottesdienst in der Kapelle der Dreifaltigkeitskirche,
alle zwei Monate jeden 2. Sonntag um 18:00 Uhr
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Friedrichshafen

Hauskreis: Zwischenraum Bodensee-Oberschwaben




Hamburg


Evangelischer Gottesdienst der MCC,
sonntags um 18:00 Uhr

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AIDS-Seelsorge-Gemeindegottesdienst,
jeden letzten Sonntag im Monat,
18:00 Uhr, St. Georgskirche
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Hauskreis: Zwischenraum Hamburg
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Hannover

Ökumenischer Gottesdienst jeden 2./4. Freitag im Monat, 19:00 Uhr, Kreuzkirche
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Kaiserslautern


Hauskreis: Zwischenraum Rheinland-Pfalz/Saarland
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Karlsruhe


Ökumenischer Gottesdienst, an geraden Monaten jeden 2. Sonntag im Monat, 18:00 Uhr, Auferstehungskirche
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Kassel

Hauskreis: Zwischenraum Kassel
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Köln


Evangelischer Gottesdienst der MCC, sonntags, 12:00 Uhr im Kölner Filmhaus
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Ökumenischer Gottesdienst, mehrmals im Jahr samstags um 18:00 Uhr, Antoniterkirche
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Hauskreis: Zwischenraum Köln
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München

Evangelischer Gottesdienst sonntags, 10 Uhr, St.Lukas-Gemeinde. Jeder ist ausdrücklich willkommen.
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Kath. Queergottesdienst für Lesben/Schwule u. Freunde: jeden zweiten Sonntag im Monat, um 19:00 Uhr,
St. Paul




Münster


Katholische Eucharistiefeier, jeder 2. Sonntag im Monat
um 19:00 Uhr,
in der Krypta der St. Antoniuskirche
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Nürnberg


Ökumenischer Gottesdienst jeden dritten Sonntag im Monat um 19:00 Uhr, St. Johannis
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Osnabrück


Ökumenischer Gottesdienst, etwa 2x jährlich, Lutherkirche
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Stuttgart


Evangelischer Gottesdienst der MCC,
samstags um 18:30 Uhr, Ludwigstift

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Katholischer Gottesdienst, jeden 3. Sonntag im Monat
um 18:00 Uhr,
St. Fidelis
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Hauskreis: Zwischenraum Stuttgart/Schwaben
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Wuppertal


Gottesdienst zum CSD in der Citykirche Elberfeld,
und am 24.12. jährlich um 23:00 Uhr in der Thomaskirche



Schweiz: Basel


Ökumenischer Gottesdienst 4x jährlich, 18:00 Uhr, Offene Kirche St. Elisabethen
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Hauskreis: Zwischenraum Basel-Baden
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Schweiz: Zürich


Hauskreis: Zwischenraum Zürich
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diverse Angebote für Zürich unter
Kreuz & Queer durch Zürich



Schweiz: Bern


Hauskreis: Zwischenraum Bern
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Schweiz: Olten

Christliche Organisation von Lesben
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diese Liste wird weiterhin aktualisiert. Weitere Informationen auch unter

Artikel unter http://tinyurl.com/y93u5mo abrufbar

Freitag, 22. Januar 2010

Evangelikalismus in Deutschland - Radiobeiträge

Die beiden NDR-Autoren Oda Lambrecht und Christian Baars veröffentlichten vorigen März ein Buch, das sich mit der aktuellen evangelikalen Bewegung in Deutschland kritisch beschäftigt (wir berichteten). Kaum eine andere Szene ist in Deutschland so homosexuellenfeindlich und befürwortet Umpolungstherapien bei Wüstenstrom / Living Waters o.ä. Einrichtungen so sehr wie die evangelikale. Warum es so wichtig ist, darüber zu reden, erfahren wir in zwei aktuellen Radiobeiträgen:

SWR2 fragt:

Evangelikale in Deutschland - Gefährliche Fundamentalisten?

Sie sind gegen Homosexuelle und Sex vor der Ehe. Sie kämpfen gegen Dämonen und gegen Darwins Evolutionslehre. Sie nehmen die Bibel wörtlich und den Missionsauftrag bitter ernst. Und sie haben enormen Zulauf. Rund eine Million Menschen haben sich nach eigenen Angaben den so genannten Evangelikalen angeschlossen.

Fundamentalistische Christen in Deutschland sind eine ernsthafte Konkurrenz für die Landeskirchen geworden. Und auch eine Gefahr für die tolerante Demokratie? Fragen an die Autorin des Buches "Mission Gottesreich", Oda Lambrecht. (15:21)









In einem Beitrag des
Freien Radios wird Christian Baars über seine Erfahrungen mit Evangelikalen im Umgang mit Homosexualität und miteinander befragt, wie auch über die Reaktionen auf das Buch. Seine Antworten sind interessant (7:06):








Das Buch "
Mission Gottesreich - fundamentale Christen in Deutschland" hat 2009 einige Grundsatzdebatten angestoßen, inwiefern Toleranz, Akzeptanz und Diskriminierung in unserer Gesellschaft gelebt werden, besonders auch im evangelikalen Spektrum.

Mittwoch, 20. Januar 2010

Ex-Gays machen auf sich aufmerksam

Während sich in Deutschland Ex-Gays von der Öffentlichkeit zurückziehen, sieht es in Amerika und Großbritannien anders aus: Erst im Oktober letzten Jahres erregte Michael Glatze - in deutschen Umpolungsbefürworterkreisen als leuchtendes Beispiel groß gefeiert - mediales Aufsehen, als er mit peinlichen Entgleisungen auf seinem Blog durch rassistische Äußerungen und leichtem Anflug von religiösem Wahn auffiel, und das nur um wieder Beachtung geschenkt zu bekommen - wie er in seinen Kommentaren schreibt. Allerdings in solch schlimmen Maße, dass selbst NARTH sich gezwungen sah, ein Interview mit Glatze zu zensieren! Ein "normales" Leben sieht anders aus. Dieses hier scheint eher geprägt von psychischer Verstörtheit.

Michael Glatze ist nicht der einzige "Ex-Gay", der es in den letzten Tagen zu zweifelhaftem Ruhm gebracht hat. In Großbritannien schrieb Patrick Muirhead jüngst in der TIMES, warum er es sich nach 20 Jahren anders überlegt, und seine Sexualität nun anders aussuchen möchte. Er beschreibt darin - ähnlich wie Michael Glatze - von seinem Leben als verwirrter Homosexueller, der es trotz langjähriger Beziehung und unzähligen Sexabenteuern nebenbei nie schaffen konnte, so seinen Sinn im Leben zu entdecken. Für ihn galt Homosexualität stehts als Abnorm, für seinen "Lifestyle" schämt er sich - denn er nimmt an, dass dieser den Homosexuellen repräsentiert. Gleiches berichtete vor wenigen Jahren auch Michael Glatze.

Sicher gehört eine Portion Mut dazu, einen Artikel wie diesen von Muirhead in der TIMES zu veröffentlichen, um seinen sexuellen Frust von der Seele zu schreiben. Gleichwohl bleibt die Hoffnung, dass es bei ihm nicht einen ähnlichen Verlauf wie bei Glatze nehmen würde, der heute in den Händen professioneller Psychologen besser aufgehoben wäre als in einem buddhistischen Schloss.

Kommentiert: The Guardian (D. Rattigan) - 'Ex-Gays' side with prejudice
BoxTurtleBulletin -
The Brit who “decided to stop being gay”
TruthWinsOut - Racist Rant Against Obama by 'Ex-Gay' Stage Horse Michael Glatze

Dienstag, 19. Januar 2010

Lass uns reden - Diskussionsreihe in Frankfurt

"Ausbrechen aus den Opferrollen – neue Perspektiven für Lesben und Schwule und ihr Verhältnis zu den Kirchen"

So das Motto der Diskussionsveranstaltung am 18. Februar in Frankfurt. Es sprechen Dr. Kerstin Söderblom/Frankfurt, Evangelische Pfarrerin, Studienleiterin im Zentrum für Organisationsentwicklung und Supervision in der EKHN und Dr. Norbert Reck/München, Katholischer Theologe, Redakteur, Rundfunk- und Buchautor.

Kirchen und Homosexuelle – eine unendliche Leidensgeschichte? – Es geht anders, wenn Lesben und Schwule sich nicht mehr zu Opfern machen lassen – oder sich selbst dazu machen. Auf der Höhe der heutigen Diskussion in Humanwissenschaften und Theologie geben Söderblom und Reck Anregungen, wie Lesben und Schwule selbstbewusst in Kirche und gegenüber AmtsträgerInnen auftreten und aktiv werden können. Es gibt mehr – theologisch gerechtfertigten – Spielraum als gedacht! Dargestellt werden auch die offiziellen Positionen der evangelischen und katholischen Kirche, ihre Begründung und geschichtliche Entwicklung. Sie werden einer kritischen Würdigung unterzogen.

18. Februar 2010, 20 Uhr, Dachcafé in der Zeilgalerie Frankfurt/Main.
Eintritt € 7,00/ermäßigt € 4,00 (LSVD-Card, Studierende, Frankfurt-Pass).
Moderation: Meinhard Schmidt-Degenhardt (angefragt) hr/Frankfurt
Eine Veranstaltung des LSVD-Hessen e.V.