Donnerstag, 18. Juni 2009

Vonholdt (DIJG) liebt ihre eigene Weltsicht

Christl Vonholdt ist eine der kritisierten Referenten des Marburger Seelsorge-kongresses gewesen. Sie gehört zum "Deutschen Institut für Jugend und Gesellschaft", Teil der "Offensive Junger Christen". Bekannt geworden ist sie durch ihre publizistische Arbeit, Homosexuellen in Deutschland mit einseitigen unwissenschaftlichen Behauptungen zu schaden und damit evangelikal-fundamentalistischen Kreisen Rückendeckung für deren homophoben Aussagen zu leisten. Ihr neuestes Interview auf idea/kath.net beweist aufs neue ihre Einstellung gegenüber Andersdenkenden:
idea: Eine der Studien, auf die Sie sich berufen, stammt von den US-Psychologen Stanton Jones und Mark Yarhouse aus dem Jahr 2007. Danach hatten dank christlicher Selbsthilfegruppen 38% nach einer gewissen Zeit keine homosexuellen Gefühle mehr. Was aber wird aus den anderen?

Vonholdt: Tatsächlich können nicht alle, die das möchten, eine Veränderung ihrer homosexuellen Empfindungen erreichen. Was ist also, wenn sich keine oder nur eine gewisse Veränderung einstellt? Studien, unter anderem die von Robert Spitzer, zeigen: Auch wenn das Ziel einer Veränderung der sexuellen Empfindungen nicht erreicht wurde, haben viele Klienten doch von den therapeutischen Maßnahmen und Selbsthilfegruppen profitiert und ein größeres Selbstwertgefühl und eine Abnahme ihrer Depressionen erreicht. Der Weg der Veränderung lohnt sich also, auch wenn keine oder nur eine geringe Veränderung der Empfindungen erreicht wird. Auch wenn sich Empfindungen nicht ändern, ist doch niemand seinen Impulsen einfach nur hilflos ausgeliefert. Es macht im Leben eines Menschen einen großen Unterschied, ob jemand sich entscheidet, seine Homosexualität nicht auszuleben – auch wenn es ihm nicht immer gelingt –, oder ob er den homosexuellen Lebensstil mitsamt der homosexuellen Ideologie annimmt und gutheißt.

idea: Was empfehlen Sie Homosexuellen, bei denen eine Therapie erfolglos bleibt?

Vonholdt: Sie gehen ihren eigenen Weg und sind herzlich eingeladen, mit uns in Verbindung zu bleiben. Manche entscheiden sich vielleicht nach einigen Jahren, einen neuen Versuch zu machen, andere nicht. Ich respektiere den freien Willen jedes Menschen.

Allein in diesem kurzen Abschnitt erkennt man ihre Einstellung gegenüber Homosexuellen: "homosexueller Lebensstil" und "homosexuelle Ideologie" (sehr dehnbare Begriffe) werden als "ausgelebte Homosexualität" verstanden, was dem Ratsuchenden Homosexuellen implizieren soll, besser an einer Therapie teilzunehmen, auch wenn die Aussichten auf "Heilung" (Vonholdt spricht übrigens nur noch von "Veränderung") sehr sehr mager aussehen, als in ein gruseliges sündenhaftes Laster zu fallen, wie auch immer das dann aussehen mag. Mit Normalität hat das alles recht wenig zu tun. Mit objektiver Beratung am allerwenigsten. Mit ihrer Antwort auf die Frage, was mit erfolglos therapierten Homosexuellen zu tun sei, nämlich sie zu einem neuen "Versuch" einzuladen, bestätigt sie jede Befürchtung von Homosexuellenverbänden: hier sollen Homosexuelle einer sektenähnlichen Ideologie unterzogen werden, die zwar wenig hilfreich ist, sie aber weiterhin dazu bringen soll, sich widernatürlich ihrer eigenen Sexualität gegenüber zu verhalten, sprich ihr eigenes Wesen zu unterdrücken und sich selbst zu verneinen. Und so geht Vonholdt nicht mal richtig auf die Frage ein, denn eine ehrliche Antwort bleibt sie immer noch schuldig.

Perfide wird es, wenn Vonholdt von anderen "Studien" spricht, als könnten diese in irgendeiner Art ihre Ansichten stützen: Tatsächlich ist die erwähnte Spitzer-Studie alles andere als Umpoler-befürwortend. Spitzer sagt dazu selbst:
Ich ahnte zwar einigen Mißbrauch der Studienergebnisse, aber ich ahnte nicht, dass einige Medien so lächerliche Dinge aussagen wie die, dass die Studie die Wählbarkeit der Homosexualität darstellt. Natürlich wählt es niemand aus, homo- oder heterosexuell zu sein. Ich ahnte und warnte bereits in meiner Studie davor, dass es ein Fehler wäre die Studie derart zu interpretieren, als ob sich jeder hochmotivierte Homosexuelle ändern könnte, wenn er denn wirklich wollte. Ich schätze, dass die große Mehrheit der Homosexuellen, selbst wenn sie es wollten, nicht in der Lage dazu wären, nennenswerte Veränderung in sexueller Anziehung und Phantasien und Befriedigung in heterosexuellen Funktionen zu erreichen, die viele meiner Probanden in der Studie berichten. Ich warnte zudem davor, meine Studienergebnisse als Rechtfertigung für Druck auf Homosexuelle zu missbrauchen, damit sie in eine Therapie entgegen ihr Interesse gehen.
Wayne Besen, "Anything but straight Unmasking the scandals and lies behind the ex-gay myth" S. 240

Mit der Jones und Yarhouse Studie sieht es ähnlich schlecht aus. Beide Studien eignen sich höchstens dafür, zu bezeugen, wie mies die "Heilungs"chancen stehen für eine Sache, die sich nicht heilen lässt, weil Homosexualität nunmal keine Krankheit darstellt. Den "Weg der Veränderung" zu wählen bedeutet dann allerdings, bis zu seinem Lebensende mit seiner sexuellen Orientierung hadern zu müssen. Ein erstrebenswertes Ziel?
Zum Schluss lässt sich leider feststellen, dass Vonholdt (als Christ?) es mit der Wahrheit auch sonst nicht so ernst nimmt. So behauptet sie, dass "viele Klienten von den therapeuthischen Maßnahmen" der Exgay-Bewegung profitiert hätten, und verschweigt in einem Atemzug das viele Leid, die vielen tragischen Suizide von ehemaligen Klienten weltweit (die die Exgay-Bewegung zu verantworten hat!) und die mittlerweile immer größer werdende öffentliche Reaktion von ehemaligen Ex-Gays, die sich heute bitter über die Exgay-Bewegung äußern. "Der Weg der Veränderung lohnt sich also", sagt Frau Vonholdt, meint dabei aber scheinbar nicht den Ratsuchenden, sondern die Exgay-Bewegung. Das Interview entpuppt sich als reines Armutszeugnis von einseitigen und verlogenen Behauptungen, die allen möglichen Menschen in ihrer Ideologie helfen mögen, nur nicht denjenigen, die es wirklich bräuchten: den Hilfesuchenden Homosexuellen, die Frau Vonholdt doch nicht einfach wegschicken mag.

Kommentiert: Steven Milverton - Mit Christl Vonholdt zum Alkoholtest
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