(Nachtrag) - Auch evangelikale Christen sind immer wieder bemüht, ihre Gedanken zum Streitthema Homosexualität schriftlich darzulegen. Geschehen zuletzt in der Zeitschrift AufAtmen dieses Frühjahr. Der "gegenwärtigen inner-evangelikalen Diskussion" wolle man in einem 20-seitigen Dossier "kritische Anmerkungen eröffnen".
Appell an Kirchengemeinden, Homosexuelle als Ex-Gays (!) zu bestätigen und sie auf ihrem Weg der Veränderung zu begleiten
In seinem Appell beschreibt Ulrich Eggers die Pflicht evangelikaler Christen, der Bibel als direktes Lehrbuch zum Thema Homosexualität gegenüber Gehorsam zu leisten - alles andere wird als säkulare Gesellschaftsmeinung oder Zeitgeist verstanden. Dementsprechend sollte Homosexuellen der Verzicht auf ihre Sexualität nahegelegt werden, was durch die Unterstützung in den Gemeinden und durch Therapieangebote zum Umpolen in den ExGay-Organisationen "Wüstenstrom" und "OJC" ermöglicht werden sollte. Homosexualität sei Sünde, nur wer versucht sie mittels Therapie zu überwinden, könne Jesus richtig nachfolgen.
PDF - "Warum wir uns verändern müssen, wenn wir bibeltreu bleiben wollen" (nicht abrufbar)
Wüstenstrom-Leiter Markus Hoffmann: "Handelt es sich bei Homosexualität wirklich um eine reife Liebesgemeinschaft oder doch um die gesuchte Erfüllung der Sehnsucht nach Mannsein?"
Hoffmann beschreibt anhand zweier Beispiele die Notwendigkeit jedes einzelnen Hilfesuchenden Homosexuellen, sich selbst für einen Prozess der Veränderung - weg von den homosexuellen Gefühlen - zu entscheiden. Dieser sei möglich, wenn man in sich selbst nach den wahren Ursachen der homosexuellen Gefühle forscht. Während homosexuelle Verbände lediglich ihre eigene Ideologie predigten, würde eine (Umpolungs)therapie helfen, die unterbewussten Defizite, die durch die Homosexualität gedeckt würden, freizulegen und auszuräumen. Dadurch würden sich homosexuelle Gefühle verringern und dem Menschen könne geholfen werden, sich ganzheitlicher und konfliktfreier zu erfahren. Diese Hilfe dürfe diesen Menschen nicht verwehrt werden. Die homosexuelle Orientierung bleibt für Hoffmann eine Störung, die zum Wohle des Menschen überwunden werden sollte - und wenn es ein Leben lang dauern sollte.
PDF - "Homosexualität als Anfrage - ein Plädoyer für das Recht auf Veränderung" (1,0 MB)
Pastor Christoph Kiene ist Ex-Gay und fühlt sich nach jahrelanger Unsicherheit endlich "häufiger männlich"
In einem offenen Lebensbericht über die Suche nach seiner eigenen Männlichkeit beschreibt Kiene sein ewiges Verlangen nach Annahme und Bestätigung durch andere Männer, und seinen Kampf, immer wieder durch Therapie und Sich-selbst-hinterfragen an die Ursachen seiner homosexuellen Gefühle zu stoßen. Nachdem er sich schlussendlich in eine Frau verlieben konnte lebt er heute asexuell - seine Sehnsucht nach Liebe gleicht er aus mit seinem Glauben.
PDF - "Dieser Weg wird kein leichter sein - über die Freiheit und den Kampf, sich für einen anderen Weg zu entscheiden" (nicht abrufbar)
Der krampfhafte Versuch, mit einschlägigen Bibelversen homosexuelle Menschen weiterhin zu verdammen, bleibt am eigenen Ansatz stecken
Christoph Raedel findet, dass man sich trotz biblischer Aussage gegen die Todesstrafe und für die Gleichberechtigung von Mann und Frau einsetzen könne, Homosexualität aber nach wie vor verdammungswürdig bliebe. Der Beweis liefere die Bibel selbst, die eine Beziehung nur innerhalb einer heterosexuellen Ehe billige, jede andere Beziehungsform aber ablehne. Ansonsten interessiere es herzlich wenig, ob der Homosexuelle überhaupt schwul lebt oder nur schwul ist.
Wahre Liebe bedeute eben nicht Erfüllung, sondern Aufopferung (der Sexualität), da sie im Falle homosexueller Menschen unvereinbar sei mit Gott.
Zusammengefasst: "Die Sexualität ist ohne Zweifel eingewoben in die menschliche Identität; ihre Ausübung ist jedoch nicht notwendig, um die - in Christus geschenkte - Identität entfalten zu können."
Durchdachte Erklärungen sehen anders aus, hier aber wird der Leser mit einem Berg von Fragezeichen stehengelassen. Die Begründungen misslingen, sie entpuppen sich stets als wiederholte Eingangsthesen. So bezieht er sich beispielsweise auf Valeria Hinck (S. 61), um sie in ihrer Aussage der homosexuellen Prostitution zu Paulus' Zeiten zu widerlegen, was gründlich schiefgeht und letztendlich die eigene These in Frage stellt. Die erhobenen Argumente bilden einen Kreisschluss.
Sind Homosexuelle nun weniger liebenswert, weil sie sich scheinbar weniger als Heterosexuelle aufopfern?
Positiv bleibt hervorzuheben, dass Raedel gegen Ende seiner Abhandlung doch auf das Kreuz Jesu zu sprechen kommt, auch wenn sich für Raedel die Liebe Jesu scheinbar nur als Zeichen von "Zerrissenheit" und "Schmerz" im Leben eines Menschen auswirkt. Was nützt auch die ganze "Erkenntnis", wenn die Liebe nicht vorhanden ist? Diese lebensbejahende und heilende Liebe aber ist von Gott und durch Jesus Christus am Kreuz sichtbar geworden, mit der uns Gott zuvor schon geliebt hat. Diese Liebe befähigt jeden Christen, seine Mitmenschen zu lieben, ungeachtet deren sexuellen Identität. Nichts anderes tut Gott. Schade, dass dies Raedel in seiner 6seitigen Abhandlung entgeht.
PDF - "Homosexualität in der Bibel - der biblisch-theologische Befund in der Diskussion" (nicht abrufbar)
Update: aus urheberrechtlichen Gründen haben wir die Verlinkungen zu den Texten wieder entfernt, wir bitten um Verständnis. Die Ausgabe 01/2010 kann aber beim Bundes-Verlag GmbH Witten, Redaktion Aufatmen, nachbestellt werden.
Kommentiert: Die Wahrheit ist untödlich - Wenn Wut und Traurigkeit in die Isolation treiben
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Sonntag, 22. August 2010
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5 Kommentare:
Eklig. Dass diese Bibeltreuen aber auch immer behaupten, die Bibel für sich reserviert zu haben. Wie kann man nur derart verbohrt sein.
Dokumentarfilm zum Thema
Jesus Camp (mit Ted Haggart)
http://www.realeyz.tv/de/heidi-ewing-rachel-grady-jesus-camp_cont3770.html
legaler Stream
Solche Positionen sind gesellschaftlich völlig inakzeptabel! Sie scheinen nicht nur unreflektiert und plump, sondern regelrecht gefährlich und höchst beleidigend gegenüber freiheitlich demokratischen Werten. Noch unverständlicher als die Folgerungen über Homosexualität sind mir die theologischen Implikationen. Ein Gottesbild, wie ich es hier finde bleibt mir im Ansatz fremd. Aufklärungsarbeit ist bei dieser Thematik wohl ebenso wichtig wie der Dialog zwischen den Parteien, auch wenn die Positionen hier vollständig auseinanderdriften. Leider war ich am 08.04. auf einem Vortrag von Christoph Kiene und die Veranstaltung, welche als Gesprächsforum angekündigt war hatte keinerlei Diskussions- oder Dialogcharakter. Gegenpositionen wurden nicht vorgetragen oder sogleich diffamiert. Kiene zitierte in seinem Vortrag von der Internetpräsenz des Vereins Homosexuelle und Kirche e.V. falsch und gibt eine sehr hohe Promiskuitätsrate bei Homosexuellen bei im Schnitt 70 wechselnden Partnern für sexuelle Kontakte im Jahr an. Dabei bezieht Kiene sich auf Studien, die er nachweislich fehlinterpretiert. Vgl. dazu den Wikipediaartikel "Homosexueller Lebensstil". Eine Aufzeichnung des Vortrags kann über die FeG Hoffenheim bezogen werden.
Wie in konservativ christlichen Kreisen also über Homosexualität gesprochen wird finde ich höchst beunruhigend und objektiv lässt sich auch feststellen, dass die Diskussion leider unsachlich und teilweise auf der Grundlage nicht vertrauenswürdiger Quellen geführt wird. Das finde ich schade aber auch nicht zu dulden.
Anonymus
Hm...
Ich würde jetzt nicht sagen, dass solche Positionen inakzeptabel sind. Ist es nicht vielmehr notwendig, dass diese Leute sagen, was sie denken, damit man als schwuler darauf antworten kann? Für einen wirklichen Austausch braucht man also beide Positionen.
Inakzeptabel finde ich eher, dass man ein Gesprächsforum zum Monolog macht und keine Diskussionen zulässt. Ich verstehe nicht, warum so viele Menschen immer wieder in Predigten bzw. andere Veranstaltungen rennen um zu hören, was sie eh schon denken. Wo ist die Herausforderung und der Reiz?
Wenn dann auch noch Quellen falsch zitiert werden wird´s echt traurig...
Ich bin Betroffener und habe es nach vielen Versuchen endlich geschafft. Auch ich habe es über Jahre hinweg versucht, wie von einer Sucht loszukommen und hatte mehrere Rückschläge, doch heute bin ich auf dem richtigen Weg.
Was Viele nicht wissen, Homosexualität ist nicht immer angeboren, es kann auch aus verschiedenen Gründen aus der Vergangenheit entstehen. Das wohl empfehlenswerteste Buch zu diesem Thema was ich gelesen habe war folgendes: “Ist Veränderung möglich?” aus dem CLV Verlag. Ein sehr ermutigendes Buch.
Meine Geschichte habe ich dieses Jahr niedergeschrieben.
On the way to a new life – Auf dem Weg in ein neues Leben
http://www.amazon.de/On-way-new-life-Erz%C3%A4hlung/dp/1482647494/ref=sr_1_4?ie=UTF8&qid=1362161015&sr=8-4
(Der Link dazu)
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