inter-/nationale Ex-Gay-Organisationen beobachten, informieren, nachfragen, helfen
Eine Anlaufstelle für Christen und Nichtchristen, Betroffene, Angehörige, Interessierte
Christl Vonholdt ist eine der kritisierten Referenten des Marburger Seelsorge-kongresses gewesen. Sie gehört zum "Deutschen Institut für Jugend und Gesellschaft", Teil der "Offensive Junger Christen". Bekannt geworden ist sie durch ihre publizistische Arbeit, Homosexuellen in Deutschland mit einseitigen unwissenschaftlichen Behauptungen zu schaden und damit evangelikal-fundamentalistischen Kreisen Rückendeckung für deren homophoben Aussagen zu leisten. Ihr neuestes Interview auf idea/kath.net beweist aufs neue ihre Einstellung gegenüber Andersdenkenden:
idea: Eine der Studien, auf die Sie sich berufen, stammt von den US-Psychologen Stanton Jones und Mark Yarhouse aus dem Jahr 2007. Danach hatten dank christlicher Selbsthilfegruppen 38% nach einer gewissen Zeit keine homosexuellen Gefühle mehr. Was aber wird aus den anderen?
Vonholdt: Tatsächlich können nicht alle, die das möchten, eine Veränderung ihrer homosexuellen Empfindungen erreichen. Was ist also, wenn sich keine oder nur eine gewisse Veränderung einstellt? Studien, unter anderem die von Robert Spitzer, zeigen: Auch wenn das Ziel einer Veränderung der sexuellen Empfindungen nicht erreicht wurde, haben viele Klienten doch von den therapeutischen Maßnahmen und Selbsthilfegruppen profitiert und ein größeres Selbstwertgefühl und eine Abnahme ihrer Depressionen erreicht. Der Weg der Veränderung lohnt sich also, auch wenn keine oder nur eine geringe Veränderung der Empfindungen erreicht wird. Auch wenn sich Empfindungen nicht ändern, ist doch niemand seinen Impulsen einfach nur hilflos ausgeliefert. Es macht im Leben eines Menschen einen großen Unterschied, ob jemand sich entscheidet, seine Homosexualität nicht auszuleben – auch wenn es ihm nicht immer gelingt –, oder ob er den homosexuellen Lebensstil mitsamt der homosexuellen Ideologie annimmt und gutheißt.
idea: Was empfehlen Sie Homosexuellen, bei denen eine Therapie erfolglos bleibt?
Vonholdt: Sie gehen ihren eigenen Weg und sind herzlich eingeladen, mit uns in Verbindung zu bleiben. Manche entscheiden sich vielleicht nach einigen Jahren, einen neuen Versuch zu machen, andere nicht. Ich respektiere den freien Willen jedes Menschen.
Allein in diesem kurzen Abschnitt erkennt man ihre Einstellung gegenüber Homosexuellen: "homosexueller Lebensstil" und "homosexuelle Ideologie" (sehr dehnbare Begriffe) werden als "ausgelebte Homosexualität" verstanden, was dem Ratsuchenden Homosexuellen implizieren soll, besser an einer Therapie teilzunehmen, auch wenn die Aussichten auf "Heilung" (Vonholdt spricht übrigens nur noch von "Veränderung") sehr sehr mager aussehen, als in ein gruseliges sündenhaftes Laster zu fallen, wie auch immer das dann aussehen mag. Mit Normalität hat das alles recht wenig zu tun. Mit objektiver Beratung am allerwenigsten. Mit ihrer Antwort auf die Frage, was mit erfolglos therapierten Homosexuellen zu tun sei, nämlich sie zu einem neuen "Versuch" einzuladen, bestätigt sie jede Befürchtung von Homosexuellenverbänden: hier sollen Homosexuelle einer sektenähnlichen Ideologie unterzogen werden, die zwar wenig hilfreich ist, sie aber weiterhin dazu bringen soll, sich widernatürlich ihrer eigenen Sexualität gegenüber zu verhalten, sprich ihr eigenes Wesen zu unterdrücken und sich selbst zu verneinen. Und so geht Vonholdt nicht mal richtig auf die Frage ein, denn eine ehrliche Antwort bleibt sie immer noch schuldig. Perfide wird es, wenn Vonholdt von anderen "Studien" spricht, als könnten diese in irgendeiner Art ihre Ansichten stützen: Tatsächlich ist die erwähnte Spitzer-Studie alles andere als Umpoler-befürwortend. Spitzer sagt dazu selbst:
Ich ahnte zwar einigen Mißbrauch der Studienergebnisse, aber ich ahnte nicht, dass einige Medien so lächerliche Dinge aussagen wie die, dass die Studie die Wählbarkeit der Homosexualität darstellt. Natürlich wählt es niemand aus, homo- oder heterosexuell zu sein. Ich ahnte und warnte bereits in meiner Studie davor, dass es ein Fehler wäre die Studie derart zu interpretieren, als ob sich jeder hochmotivierte Homosexuelle ändern könnte, wenn er denn wirklich wollte. Ich schätze, dass die große Mehrheit der Homosexuellen, selbst wenn sie es wollten, nicht in der Lage dazu wären, nennenswerte Veränderung in sexueller Anziehung und Phantasien und Befriedigung in heterosexuellen Funktionen zu erreichen, die viele meiner Probanden in der Studie berichten. Ich warnte zudem davor, meine Studienergebnisse als Rechtfertigung für Druck auf Homosexuelle zu missbrauchen, damit sie in eine Therapie entgegen ihr Interesse gehen.
Mit der Jones und Yarhouse Studie sieht es ähnlich schlecht aus. Beide Studien eignen sich höchstens dafür, zu bezeugen, wie mies die "Heilungs"chancen stehen für eine Sache, die sich nicht heilen lässt, weil Homosexualität nunmal keine Krankheit darstellt. Den "Weg der Veränderung" zu wählen bedeutet dann allerdings, bis zu seinem Lebensende mit seiner sexuellen Orientierung hadern zu müssen. Ein erstrebenswertes Ziel? Zum Schluss lässt sich leider feststellen, dass Vonholdt (als Christ?) es mit der Wahrheit auch sonst nicht so ernst nimmt. So behauptet sie, dass "viele Klienten von den therapeuthischen Maßnahmen" der Exgay-Bewegung profitiert hätten, und verschweigt in einem Atemzug das viele Leid, die vielen tragischen Suizide von ehemaligen Klienten weltweit (die die Exgay-Bewegung zu verantworten hat!) und die mittlerweile immer größer werdende öffentliche Reaktion von ehemaligen Ex-Gays, die sich heute bitter über die Exgay-Bewegung äußern. "Der Weg der Veränderung lohnt sich also", sagt Frau Vonholdt, meint dabei aber scheinbar nicht den Ratsuchenden, sondern die Exgay-Bewegung. Das Interview entpuppt sich als reines Armutszeugnis von einseitigen und verlogenen Behauptungen, die allen möglichen Menschen in ihrer Ideologie helfen mögen, nur nicht denjenigen, die es wirklich bräuchten: den Hilfesuchenden Homosexuellen, die Frau Vonholdt doch nicht einfach wegschicken mag.
Seit 1997 existiert in Deutschland eine Einrichtung, die sich um Menschen kümmert, die mit ihrem sexuellen Empfinden hadern und sich nach Veränderung ihrer sexuellen Neigung sehnen. Diese Einrichtung heisst Wüstenstrom und sitzt im baden-württembergischen Tamm bei Stuttgart. Besonders Homosexuelle aus dem christlichen Spektrum suchen Wüstenstrom auf, um nach eigenem Wunsch von ihrer negativ empfundenen Homosexualität befreit zu werden. Diesem Umpolungswunsch versucht Wüstenstrom entgegenzukommen, nach eigenen Angaben mit teilweisem Erfolg.
Wüstenstrom begann zunächst als Selbsthilfegruppe im Jahre 1993. Günter Baum, damals frischer Ex-Gay, wurde beauftragt, in Deutschland einen Zweig der amerikanischen Exgay-Einrichtung "Desert Streams" zu etablieren. Andrew Comiskey, Direktor von "Desert Streams", stellte dafür sein "Living Waters"-Seelsorgekonzept zur Verfügung, das Günter Baum in mehreren Kreisen Deutschlands einsetzte. 1994 trafen sich Günter Baum und Markus Hoffmann, der selbst an einem Selbsthilfeprogramm für die Umorientierung Homosexueller arbeitete. Beide entschlossen sich zur gemeinsamen Arbeit in Deutschland. Allerdings bemerkte Günter Baum immer deutlicher, dass der Living Waters-Ansatz bei ihm nicht funktionierte, und stieg schließlich konsequenterweise aus der gemeinsamen Arbeit aus. Heute ist Günter Baum Ex-Ex-Gay, Gründer der christlichen Initiative Zwischenraum, und steht dem Living Waters-Konzept sehr kritisch gegenüber. Seit 1997 leitet Markus Hoffmann den Verein Wüstenstrom, zunächst wieder nach dem Living-Waters Konzept, seit 2005 allerdings nach einem eigens erstellten Beratungskonzept "Aufbruch Leben", das heute in den bereits etablierten Living Waters-Gruppen in mehreren Orten Deutschland eingesetzt wird.
Wüstenstrom gilt besonders in evangelikalen Kreisen als Anlaufstelle für Problemsituationen im sexuellen Bereich. Organisationen wie Weißes Kreuz, Offensive Junger Christen oder viele evangelische Freikirchen verweisen gerne auf die Arbeit von Wüstenstrom, wenn homosexuelle Ratsuchende nach einer Umpolmöglichkeit fragen.
Wüstenstrom beteuert immer wieder, dass sie Homosexualität nicht als Krankheit ansehen, niemanden "heilen" wollen, sie keine Umpolung betreiben wollen, und niemanden in ihren Beratungen zu irgend etwas zwingen. Ein Blick auf die Geschichte Wüstenstroms und deren Zielsetzung lässt zumindest daran zweifeln.
Wüstenstrom teilt nicht die Meinung der Fachwelt, dass die (homo-)sexuelle Orientierung ein unveränderbarer Bestandteil der eigenen Persönlichkeit ist. Vielmehr behauptet Wüstenstrom, dass Sexualität veränderbar sei, und zwar so sehr, dass Menschen in eine glückliche heterosexuelle Orientierung finden könnten:
Aus meiner jahrelangen Arbeit mit homosexuellen Menschen weiß ich, dass Veränderung in diesem Bereich ein schweres Unterfangen ist, dass sie aber möglich ist. Sie ist möglich, weil die meisten Menschen mit einem homosexuellen Problem, denen ich in den letzten zehn Jahren begegnet bin (mit über 3000 habe ich selbst gesprochen), ihre homosexuellen Gefühle zur Ich-Stabilisierierung benötigen. Dabei erleben sie Beziehungen zum gleichen Geschlecht vor allem oft auf dem emotionalen Niveau eines 5- oder 6-Jährigen oder eines Pubertierenden. Könnten solche Menschen aber in ihrem Selbst nachreifen, dann könnten sie die Ich - Stabilisierung aufgeben und damit die Homosexualität als stabilisierendes Moment innerhalb ihrer Emotionen hinter sich lassen.
Hoffmann, idea-Spektrum, 29.08.2007
Somit wird klar, welches Ziel Wüstenstrom eigentlich verfolgen möchte: Homosexuelle Ratsuchende sollen ihre Identität hinterfragen, auf geschichtliche Vorkommnisse achten, die in ihrem Leben eine Identitätsreifung stören konnten, und lernen, nicht den homosexuellen Sehnsüchten als kompensierendes Element der Ich-Stabilisierung nachzugeben, sondern innerlich zu reifen und zu kurz gekommene psychische innerpersönliche Sehnsüchte aufzuspüren und auszufüllen. Das ist nun keine klassische "Umpolung", soll aber zum selben Ziel führen, soll das innerlich Kranke heil machen. Wüstenstrom beschreibt ihre Arbeit als "ergebnisoffen", soll heissen dass der einzelne Klient seine eigenen Ziele für die Beratung äußern soll. Wenn man sich aber den Hintergrund Wüstenstroms und deren Gemeindenumfeld vor Augen hält, wird klar, dass nicht Ziel sein kann, homosexuell bejahende Klienten auf ihrem Weg zu einer homosexuellen Partnerschaft zu bestärken, sondern vielmehr den unreifen Homosexuellen von seinem Symptom Homosexualität zu befreien. Durch dieses Verständnis entsteht automatisch ein gewisser Druck, der dem Klienten unmissverständlich nahebringt, entweder mitzumachen, oder sich selbst durch sein angegriffenes Gewissen zu rechtfertigen.
Geht nun der Klient den Weg des Selbst-Erforschens, um seine scheinbar krankhafte Homosexualität zu hinterfragen, können zwar vereinzelt interessante psychische Problemfelder angegangen werden, allerdings wird der Weg heraus aus der Homosexualität ein ewiger werden. Denn die Annahme, sich nach jahrelangem Kampf gegen die eigene Unreife der Homosexualität von ihrer zu befreien, ist irreführend. Tatsächlich erleben viele Klienten ein hauptsächlich schweres Leben voller Rechtfertigungen, inneren Zerreissproben, Versagensqualen und noch mehr Selbstunsicherheit. Einen "Exgay" (der absolut heterosexuell empfindet ohne homoerotischen Gefühlen) gibt es faktisch nicht!
Über 70%* der Klienten brechen bei Wüstenstrom nach einiger Zeit die Therapie aus unterschiedlichen Gründen ab. Der Rest versucht sich durch Wüstenstroms "Freundschaftsnetzwerk" oder anderer Gemeindearbeit mit einer veränderten Identitätssicht zu bestätigen. Ehemalige Wüstenstrom-Absolventen, die von sich bezeugen können, absolut "geheilt" zu sein von früheren homosexuellen Gefühlen, wird man auch nach langen Recherchen nicht finden. Stattdessen treten heute immer öfter enttäuschte und frustrierte frühere Klienten von Wüstenstrom auf, die zwar auf der einen Seite Verständnis für Wüstenstrom aufbringen, auf der anderen Seite aber keine konkrete Veränderung feststellen konnten. Für Menschen, die psychisch sehr instabil sind und auch deren letzten Hoffnungen bei Wüstenstrom nicht erfüllt werden können, wird es hier sehr gefährlich. So berichten mehrere frühere Wüstenstrombesucher von Selbstmordabsichten (mir sind mehrere Fälle persönlich bekannt).
Wüstenstrom leidet seit wenigen Jahren sehr durch Medienberichte und fühlt sich alle paar Monate verunglimpft und rufgeschädigt. Das hat zwei gute Gründe: Erstens kann Wüstenstrom bei bestem Willen ihre eigene Selbstverpflichtung, offen über (Nicht-)Veränderbarkeit ihrer Arbeit zu sprechen, auf Anfrage nicht einhalten. Das wirkt sich nicht nur schädlich auf die eigene Reputation aus sondern wirft auch ein trauriges Bild auf die Arbeitsweise. Zweitens ist die Terminologie von Wüstenstrom so unverständlich und ein therapeutisch-beratender Leitfaden so undeutlich erkennbar, dass sich ein Eindruck von Unwissenschaftlichkeit geradezu aufdrängt. Das zumindest muss der Eindruck der Journalisten von FAZ, Zeit, Spiegel und taz gewesen sein, die die Aufmerksamkeit eines ganzes Landes auf Tamm lenkten. Wüstenstrom ließ sich das nicht lange gefallen. Mehrere Anklagen und Gerichtsverhandlungen dokumentieren die Art und Weise, wie Wüstenstrom mit Kritikern umzugehen pflegt. Auf der Wüstenstrom-Homepage findet man gleich zu Anfang lauter Rechtfertigungen, häufig ist von Missverständnissen und Verleumdungsabsichten die Rede. Journalisten, Webseitenbetreiber und öffentliche Personen wurden in der Vergangenheit von Klagen überhäuft, wer heute offen Kritik über Wüstenstrom äußert, lebt zumindest gefährlich.
In den letzten Jahren mussten besonders Markus Hoffmann und Wüstenstrom-Sprecher Stefan Schmidt massive Kritik einstecken. Als Wüstenstrom im Jahre 2007 auf einem internationalen Wissenschafts-kongress (!) für Psychiatrie in Graz zu einem Workshop eingeladen wurden, schrieben weltweit empörte Ärzteschaften und Verbände offene Briefe an den Schirmherrn des Kongresses und verhinderten so die Durchführung des Wüstenstrom-Workshops. Als das DIJG ein Jahr später auf dem evangelikalen Jugendkongress Christival ein Seminar zum Thema "Homosexualität verstehen" abhalten wollte, werden das DIJG und Wüstenstrom von Politikern und Verbänden scharf attackiert, Volker Beck (Grüne) bezeichnet Wüstenstrom dabei als "fundamentalistische Heilungsscharlatane". Das Seminar wird später aus Sicherheitsgründen abgesagt, nachdem die Emotionen in der Öffentlichkeit immer mehr hochkochen. Die Bundesregierung stellt schriftlich fest: "Homosexualität bedarf weder einer Therapie, noch ist sie einer Therapie zugänglich". Immer mehr Zeitschriften und Zeitungen veröffentlichen im Laufe des Jahres 2008 kritische Artikel zu Wüstenstrom, schließlich strahlt der SWR in zwei Kurzbeiträgen im Sommer 2008 die Aussagen mehrerer Wüstenstromgeschädigter aus, die vom Sender kritisch gezeigt werden. Die Anhänger von Wüstenstrom reagieren mit einer Flut von Protestemails an den Sender - erfolglos. Wüstenstrom sieht sich spätestens jetzt nach den erdrückenden Berichten von ehemaligen Klienten und Insidern verleumdet und rufgeschädigt. Gegen einen Journalisten erwirkt Wüstenstrom gerichtlich eine einstweilige Verfügung um dessen Behauptung, Wüstenstrom "pole um". Die einstweilige Verfügung wird später aufgehoben, das Gericht gibt dem Angeklagten Journalisten recht, dass Wüstenstrom offensichtlich auch zum Ziele hat, ihre Klienten wunschgemäß "umzupolen" [sic]. Wüstenstrom muss sich fortan die Bezeichnung "Umpoler" öffentlich gefallen lassen. Als Wüstenstrom im Mai 2009 neben anderen Vertretern der deutschen Exgay-Bewegung zu einem evangelikalen Seelsorgekongress nach Marburg eingeladen werden, der in den Räumlichkeiten der Universität Marburg stattfinden soll, laufen Homosexuellenverbände, Studenten, Politiker und Fachärzte Sturm: zahllose Zeitungen und mehrere TV-Sender berichten nun von der Pseudowissenschaftlichkeit der Beratungsorganisation Wüstenstrom. 1000 Menschen demonstrieren in Marburg gegen die Seminare der deutschen Exgaybewegung, weil sie mit dem Verständnis des Vereins Wüstenstroms von Homosexualität nicht übereinstimmen: für sie ist Homosexualität kein Defizit das geheilt werden könne.
Wüstenstrom ist keine Alternative zu anerkannten psychotherapeutischen Beratungsstellen. Denn die Berater Wüstenstroms sind keine professionellen Fachärzte, ergo nicht der wissenschaftlichen Seriosität und Redlichkeit verpflichtet. In der internationalen Fachwelt spielt Wüstenstrom daher so gut wie keine Rolle.
Ein guter Freund schreibt zum Thema:
Als ein an den letzten Sinnfragen menschlicher Existenz sehr interessierter Mensch habe ich persönlich oft und bewußt die Nähe auch evangelikaler Kreise gesucht. Es ist bitter und schändlich zugleich, wegen einer offen zum Ausdruck gebrachten Homosexualität mit Vorurteilen, Mobbing und Schimpfattacken unterhalb der Gürtellinie vom Hof gejagt worden zu sein. Ich denke, sie hätten ein verstärktes seelsorgerliches Interesse, Menschen in gerade solchen Lebenssituationen richtig und sinnvoll weiterhelfen zu wollen. Von einer Gnade Gottes, einer allumfassenden Christusliebe - welche gerade die Zöllner, Sünder, gesellschaftliche Außenseiter wie z.B. Trinker umfasst hat - war plötzlich nichts mehr festzustellen und zu verspüren. Sie haben das letztgültige Urteil quasi an Christi Statt, welches hieß: "schickt ihn in die Verbannung!" gefällt. Vielen Dank, daß Sie weiterhin den Willen Gottes so gut kennen und menschennah interpretieren. Meinen Brüdern und Schwestern von der Liebenzeller Mission, den Christusträgern CT, dem CVJM, der Heilsarmee, den Damen und Herren Kirchengemeinderäten meiner evangelikal geprägten landeskirchlichen Gemeinde, jedenfalls herzlichen Dank für die Verbundenheit im Glauben.
nur eine kurze Aufzählung von Ansichten Evangelikaler:
Es wird gerne behauptet, dass Homosexuelle einen Identitätskonflikt haben, eine Bedrohung für Ehe und Familie mit nicht absehbaren Konsequenzen für das Heranwachsen unserer Kinder sind, sie Hilfe brauchen, Sünder sind, dass von ihrem Lebensstil Gefahr ausgeht, dass sie in der Entfaltung ihrer Identität stecken geblieben sind, dass sie eine Beeinträchtigung der ungestörten Entwicklung unserer Kinder verursachen, dass sie eine Bedrohung des Wohls unserer Kinder sind, dass sie das grundgesetzlich geschützte Recht auf körperliche Unversehrtheit verletzen, dass sie nicht normal sind, dass sie unnatürlich sind, dass sie als Kranke einzustufen sind, dass sie bindungsunwillig sind, dass sie bürgerlich nicht verträglich sind(!), dass sie entwicklungsgestört sind, dass ihr coming-out die Bildung einer Subidentität ist, dass sie ihre inneren Fragen nicht lösen können, sie zerbrochene Menschen sind, von Dämonen und Satan besetzt, dass sie an ihrem eigenen Körper leiden, dass sie einen defekten Körper haben, ihr Tun wird neben Mord, Drogenabhängigkeit und Ehebruch gestellt, es wird gesagt, dass sie versuchen, das Gesicht unserer Gesellschaft nachhaltig zu verändern und dass das nicht anzuerkennen ist.
Und das sagt Wüstenstrom:
Daher betonen wir nach wie vor, wie wir uns in den Diskurs einbringen wollen und dass wir keine menschenverachtenden Ansichten verbreiten oder unterstützen: Wüstenstrom hält sich an seine ausgewiesene professionelle Selbstverpflichtung. Wüstenstrom berät ergebnisoffen. Wüstenstrom wendet sich gegen Methoden der Beratung aber auch gegen Vorstellungen von Sexualität, die mit dem Begriff „Umpolung“ in Zusammenhang zu bringen sind. Wer etwas anderes über wüstenstrom aussagt, sagt bewusst die Unwahrheit und hat ausschließlich das Ziel, wüstenstrom zu verleumden, zu diffamieren und unserem Ruf zu schaden.
Lieber spät als nie: Wüstenstrom hat seinen Mitte Dezember 2008 erschienen Freundesbrief nun auch im Internet veröffentlicht. Im "Diskurs" bietet Wüstenstrom Einblick in ihr Konzept der Veränderungsarbeit, im "Wüstenstrom für Freunde" berichtet die Organisation von ihrer Sicht der Ereignisse, die im Jahre 2008 über sie hereinbrachen. Seitenlange Klagen über Meinungsterror, Schimpf und Schande erwecken den Eindruck einer Märtyrervereinigung.
Der umstrittene Seelsorgekongress der APS in der Marburger Uni ist vorüber. Allerdings werden die Streitereien rund um den Kongress Spuren hinterlassen: auf der einen Seite bei den (vornehmlich evangelikalen) Christen, die sich vermeintlich in einer beispiellosen Opferrolle wiederfinden, in welcher ihr Recht auf eine freie Meinung durch eine bös agitierende "Homolobby" nur durch Polizeischutz gewährleistet werden konnte. Wenig glücklicher sieht es auf der anderen Seite aus: Homosexuelle, Psychologen und Politiker sehen durch die erfolgreich durchgeführten Vorträge von den kritisierten Vertretern der ExGay-Bewegung in Deutschland (Vonholdt, Hoffmann, Gerlach) einen Erfolg für die ExGay-Bewegung schlechthin, die verunsicherte Homosexuelle dazu ermuntert, durch Reparativtherapie in ein heterosexuelles Muster umgepolt werden zu können - mit oftmals katastrophalen Konsequenzen. Doch der Streit hatte unter dem Strich auch etwas gutes:
Selten wurde das Thema Christsein und Homosexualität so sehr in den Mittelpunkt der Öffentlichkeit gebracht wie in den letzten Tagen. Jeder konnte dabei die tiefen Gräben feststellen, die sich durch die Gesellschaft von Evangelikalen und Liberalen ziehen. Diese Feststellung ist auch für eine positive Veränderung grundsätzlich notwendig.
Auf jeder Seite wurde endlich einmal klar ausgesagt, wo der Schuh drückt. So hat z.B. Gabriely Kuby, eine der Unterstützerinnen des Kongresses, sich in ihrem Artikel "Sexueller Totalitarismus" grundsätzlich gegen Homosexuelle gewandt ("bei Homosexualität geht es um eine ethische Bewertung von Verhalten, also welchen Gebrauch der Mensch von seiner Willensfreiheit im Bereich der Sexualität macht") und kriminalisiert Homosexuelle zu "Gesinnungsterroristen", die nichts anderes im Schilde führten als ihre "Perversionen" mit allen Mitteln zu legalisieren - und spricht somit vielen Homophobikern direkt aus der Seele. Dass Texte wie dieser auf unwissenschaftlichen Vorurteilen basieren und jeglicher Grundlage entbehren interessiert dann kaum noch. Aber auch Ärzteschaft und professionelle Fachkräfte hatten Gelegenheit, auf Unwissenschaftlichkeit und Lebensgefahren der Exgay-Bewegung hinzuweisen. Deutlicher kann vor den Gefahren, die von Wuestenstrom und "Offensive Junger Christen" ausgehen können, kaum noch gewarnt werden. Jeder kann so selbst entscheiden, wie verantwortungtsvoll er mit seinem Leben umgehen möchte.
Während evangelikale Christen sich einer beispiellosen Kampagne "linker Fundamentalisten" ausgesetzt sehen, die sich mit allen Mitteln gegen scheinbar christliche Werte stellen würden, sind viele Homosexuelle entsetzt über den rechtsnationalenRuck, den viele Evangelikale bereit sind zu gehen, wenn es darum geht, homosexuell orientierte Menschen zu schaden.
Die Frage, die weiterhin im Raum bleibt, lautet: was ist "Hilfe" wirklich für Homosexuelle? Ist es Hilfe, sie in ihren Ängsten vor ihrer eigenen sexuellen Identität zu unterstützen, um sie zu umpolenden Maßnahmen zu motivieren (und andere Homosexuelle automatisch in christlichen Kreisen als "krank" und "bemitleidenswert" zu stigmatisieren und auszugrenzen) - oder ist es Hilfe, Menschen behutsam zu dem zu führen, was sie sind: ihrem Menschsein, all dem, was sie als Ganzes ausmacht. Die Exgay-Bewegung beharrt darauf, "homosexuelle Neigungen" abgewöhnen zu können, weil von einer homosexuellen Identität einfach nicht ausgegangen werden kann. Professionelle Ärzte allerdings stärken die Menschen in ihrem Selbst und haben die Tage wieder viele Gründe feststellen können, der Exgay-Bewegung kritisch entgegenzutreten. Sie wissen, dass ein Großteil der Exgay-Klienten aus ihrer "seelsorgerliche Therapie" aussteigen und von ihrer christlichen Bewegung dann fallengelassen werden.
Rund 1000 Menschen haben gegen den evangelikalen Kongress in Marburg demonstriert. Teile der Demonstranten richteten ihren Protest dabei auch gegen jegliche Art von fundamentalistischem Christentum, was die provokanten Darstellungen der Demo (z.B. ein gekreuzigtes Schwein) darstellen sollten. Mit solcherlei drastischen Mitteln dürften sich auch die liberalsten Christen gekränkt fühlen. Die Vereinigung "Homosexuelle und Kirche" (HuK) rief daher zu Fairness und Besonnenheit auf beiden Seiten auf.
Erst kürzlich verfasste die Evangelische Kirche Westfalen einen bemerkenswerten Text, gerade in Bezug der Ausgrenzung Homosexueller aus der Kirche spricht der Text eine klare Sprache: Homosexuelle sollen wie selbstverständlich mit am Gemeindeleben teilhaben dürfen, deren Alltagserfahrungen solle mit anderen geteilt werden. Schließlich habe Jesus selbst nie einen Menschen zurückgewiesen. Damit setzt die Evangelische Kirche Westfalen ein deutliches Zeichen.
"ich bete zu Gott, dass niemand, der bei uns Hilfe suchte, durch irgendetwas, was wir sagten, in den Selbstmord getrieben wurde." Michael Bussee, ehem. Exodus-Gründer