Sonntag, 14. Juni 2009

Exgay-Bewegung: Wüstenstrom

Seit 1997 existiert in Deutschland eine Einrichtung, die sich um Menschen kümmert, die mit ihrem sexuellen Empfinden hadern und sich nach Veränderung ihrer sexuellen Neigung sehnen. Diese Einrichtung heisst Wüstenstrom und sitzt im baden-württembergischen Tamm bei Stuttgart. Besonders Homosexuelle aus dem christlichen Spektrum suchen Wüstenstrom auf, um nach eigenem Wunsch von ihrer negativ empfundenen Homosexualität befreit zu werden. Diesem Umpolungswunsch versucht Wüstenstrom entgegenzukommen, nach eigenen Angaben mit teilweisem Erfolg.

Wüstenstrom begann zunächst als Selbsthilfegruppe im Jahre 1993. Günter Baum, damals frischer Ex-Gay, wurde beauftragt, in Deutschland einen Zweig der amerikanischen Exgay-Einrichtung "Desert Streams" zu etablieren. Andrew Comiskey, Direktor von "Desert Streams", stellte dafür sein "Living Waters"-Seelsorgekonzept zur Verfügung, das Günter Baum in mehreren Kreisen Deutschlands einsetzte. 1994 trafen sich Günter Baum und Markus Hoffmann, der selbst an einem Selbsthilfeprogramm für die Umorientierung Homosexueller arbeitete. Beide entschlossen sich zur gemeinsamen Arbeit in Deutschland. Allerdings bemerkte Günter Baum immer deutlicher, dass der Living Waters-Ansatz bei ihm nicht funktionierte, und stieg schließlich konsequenterweise aus der gemeinsamen Arbeit aus. Heute ist Günter Baum Ex-Ex-Gay, Gründer der christlichen Initiative Zwischenraum, und steht dem Living Waters-Konzept sehr kritisch gegenüber. Seit 1997 leitet Markus Hoffmann den Verein Wüstenstrom, zunächst wieder nach dem Living-Waters Konzept, seit 2005 allerdings nach einem eigens erstellten Beratungskonzept "Aufbruch Leben", das heute in den bereits etablierten Living Waters-Gruppen in mehreren Orten Deutschland eingesetzt wird.

Wüstenstrom gilt besonders in evangelikalen Kreisen als Anlaufstelle für Problemsituationen im sexuellen Bereich. Organisationen wie Weißes Kreuz, Offensive Junger Christen oder viele evangelische Freikirchen verweisen gerne auf die Arbeit von Wüstenstrom, wenn homosexuelle Ratsuchende nach einer Umpolmöglichkeit fragen.

Wüstenstrom beteuert immer wieder, dass sie Homosexualität nicht als Krankheit ansehen, niemanden "heilen" wollen, sie keine Umpolung betreiben wollen, und niemanden in ihren Beratungen zu irgend etwas zwingen. Ein Blick auf die Geschichte Wüstenstroms und deren Zielsetzung lässt zumindest daran zweifeln.

Wüstenstrom teilt nicht die Meinung der Fachwelt, dass die (homo-)sexuelle Orientierung ein unveränderbarer Bestandteil der eigenen Persönlichkeit ist. Vielmehr behauptet Wüstenstrom, dass Sexualität veränderbar sei, und zwar so sehr, dass Menschen in eine glückliche heterosexuelle Orientierung finden könnten:
Aus meiner jahrelangen Arbeit mit homosexuellen Menschen weiß ich, dass Veränderung in diesem Bereich ein schweres Unterfangen ist, dass sie aber möglich ist. Sie ist möglich, weil die meisten Menschen mit einem homosexuellen Problem, denen ich in den letzten zehn Jahren begegnet bin (mit über 3000 habe ich selbst gesprochen), ihre homosexuellen Gefühle zur Ich-Stabilisierierung benötigen. Dabei erleben sie Beziehungen zum gleichen Geschlecht vor allem oft auf dem emotionalen Niveau eines 5- oder 6-Jährigen oder eines Pubertierenden. Könnten solche Menschen aber in ihrem Selbst nachreifen, dann könnten sie die Ich - Stabilisierung aufgeben und damit die Homosexualität als stabilisierendes Moment innerhalb ihrer Emotionen hinter sich lassen.
Hoffmann, idea-Spektrum, 29.08.2007

Somit wird klar, welches Ziel Wüstenstrom eigentlich verfolgen möchte: Homosexuelle Ratsuchende sollen ihre Identität hinterfragen, auf geschichtliche Vorkommnisse achten, die in ihrem Leben eine Identitätsreifung stören konnten, und lernen, nicht den homosexuellen Sehnsüchten als kompensierendes Element der Ich-Stabilisierung nachzugeben, sondern innerlich zu reifen und zu kurz gekommene psychische innerpersönliche Sehnsüchte aufzuspüren und auszufüllen. Das ist nun keine klassische "Umpolung", soll aber zum selben Ziel führen, soll das innerlich Kranke heil machen. Wüstenstrom beschreibt ihre Arbeit als "ergebnisoffen", soll heissen dass der einzelne Klient seine eigenen Ziele für die Beratung äußern soll. Wenn man sich aber den Hintergrund Wüstenstroms und deren Gemeindenumfeld vor Augen hält, wird klar, dass nicht Ziel sein kann, homosexuell bejahende Klienten auf ihrem Weg zu einer homosexuellen Partnerschaft zu bestärken, sondern vielmehr den unreifen Homosexuellen von seinem Symptom Homosexualität zu befreien. Durch dieses Verständnis entsteht automatisch ein gewisser Druck, der dem Klienten unmissverständlich nahebringt, entweder mitzumachen, oder sich selbst durch sein angegriffenes Gewissen zu rechtfertigen.

Geht nun der Klient den Weg des Selbst-Erforschens, um seine scheinbar krankhafte Homosexualität zu hinterfragen, können zwar vereinzelt interessante psychische Problemfelder angegangen werden, allerdings wird der Weg heraus aus der Homosexualität ein ewiger werden. Denn die Annahme, sich nach jahrelangem Kampf gegen die eigene Unreife der Homosexualität von ihrer zu befreien, ist irreführend. Tatsächlich erleben viele Klienten ein hauptsächlich schweres Leben voller Rechtfertigungen, inneren Zerreissproben, Versagensqualen und noch mehr Selbstunsicherheit. Einen "Exgay" (der absolut heterosexuell empfindet ohne homoerotischen Gefühlen) gibt es faktisch nicht!

Über 70%* der Klienten brechen bei Wüstenstrom nach einiger Zeit die Therapie aus unterschiedlichen Gründen ab. Der Rest versucht sich durch Wüstenstroms "Freundschaftsnetzwerk" oder anderer Gemeindearbeit mit einer veränderten Identitätssicht zu bestätigen. Ehemalige Wüstenstrom-Absolventen, die von sich bezeugen können, absolut "geheilt" zu sein von früheren homosexuellen Gefühlen, wird man auch nach langen Recherchen nicht finden. Stattdessen treten heute immer öfter enttäuschte und frustrierte frühere Klienten von Wüstenstrom auf, die zwar auf der einen Seite Verständnis für Wüstenstrom aufbringen, auf der anderen Seite aber keine konkrete Veränderung feststellen konnten. Für Menschen, die psychisch sehr instabil sind und auch deren letzten Hoffnungen bei Wüstenstrom nicht erfüllt werden können, wird es hier sehr gefährlich. So berichten mehrere frühere Wüstenstrombesucher von Selbstmordabsichten (mir sind mehrere Fälle persönlich bekannt).

Wüstenstrom leidet seit wenigen Jahren sehr durch Medienberichte und fühlt sich alle paar Monate verunglimpft und rufgeschädigt. Das hat zwei gute Gründe: Erstens kann Wüstenstrom bei bestem Willen ihre eigene Selbstverpflichtung, offen über (Nicht-)Veränderbarkeit ihrer Arbeit zu sprechen, auf Anfrage nicht einhalten. Das wirkt sich nicht nur schädlich auf die eigene Reputation aus sondern wirft auch ein trauriges Bild auf die Arbeitsweise.
Zweitens ist die Terminologie von Wüstenstrom so unverständlich und ein therapeutisch-beratender Leitfaden so undeutlich erkennbar, dass sich ein Eindruck von Unwissenschaftlichkeit geradezu aufdrängt. Das zumindest muss der Eindruck der Journalisten von FAZ, Zeit, Spiegel und taz gewesen sein, die die Aufmerksamkeit eines ganzes Landes auf Tamm lenkten. Wüstenstrom ließ sich das nicht lange gefallen. Mehrere Anklagen und Gerichtsverhandlungen dokumentieren die Art und Weise, wie Wüstenstrom mit Kritikern umzugehen pflegt. Auf der Wüstenstrom-Homepage findet man gleich zu Anfang lauter Rechtfertigungen, häufig ist von Missverständnissen und Verleumdungsabsichten die Rede. Journalisten, Webseitenbetreiber und öffentliche Personen wurden in der Vergangenheit von Klagen überhäuft, wer heute offen Kritik über Wüstenstrom äußert, lebt zumindest gefährlich.

In den letzten Jahren mussten besonders Markus
Hoffmann und Wüstenstrom-Sprecher Stefan Schmidt massive Kritik einstecken. Als Wüstenstrom im Jahre 2007 auf einem internationalen Wissenschafts-kongress (!) für Psychiatrie in Graz zu einem Workshop eingeladen wurden, schrieben weltweit empörte Ärzteschaften und Verbände offene Briefe an den Schirmherrn des Kongresses und verhinderten so die Durchführung des Wüstenstrom-Workshops. Als das DIJG ein Jahr später auf dem evangelikalen Jugendkongress Christival ein Seminar zum Thema "Homosexualität verstehen" abhalten wollte, werden das DIJG und Wüstenstrom von Politikern und Verbänden scharf attackiert, Volker Beck (Grüne) bezeichnet Wüstenstrom dabei als "fundamentalistische Heilungsscharlatane". Das Seminar wird später aus Sicherheitsgründen abgesagt, nachdem die Emotionen in der Öffentlichkeit immer mehr hochkochen. Die Bundesregierung stellt schriftlich fest: "Homosexualität bedarf weder einer Therapie, noch ist sie einer Therapie zugänglich". Immer mehr Zeitschriften und Zeitungen veröffentlichen im Laufe des Jahres 2008 kritische Artikel zu Wüstenstrom, schließlich strahlt der SWR in zwei Kurzbeiträgen im Sommer 2008 die Aussagen mehrerer Wüstenstromgeschädigter aus, die vom Sender kritisch gezeigt werden. Die Anhänger von Wüstenstrom reagieren mit einer Flut von Protestemails an den Sender - erfolglos. Wüstenstrom sieht sich spätestens jetzt nach den erdrückenden Berichten von ehemaligen Klienten und Insidern verleumdet und rufgeschädigt. Gegen einen Journalisten erwirkt Wüstenstrom gerichtlich eine einstweilige Verfügung um dessen Behauptung, Wüstenstrom "pole um". Die einstweilige Verfügung wird später aufgehoben, das Gericht gibt dem Angeklagten Journalisten recht, dass Wüstenstrom offensichtlich auch zum Ziele hat, ihre Klienten wunschgemäß "umzupolen" [sic]. Wüstenstrom muss sich fortan die Bezeichnung "Umpoler" öffentlich gefallen lassen. Als Wüstenstrom im Mai 2009 neben anderen Vertretern der deutschen Exgay-Bewegung zu einem evangelikalen Seelsorgekongress nach Marburg eingeladen werden, der in den Räumlichkeiten der Universität Marburg stattfinden soll, laufen Homosexuellenverbände, Studenten, Politiker und Fachärzte Sturm: zahllose Zeitungen und mehrere TV-Sender berichten nun von der Pseudowissenschaftlichkeit der Beratungsorganisation Wüstenstrom. 1000 Menschen demonstrieren in Marburg gegen die Seminare der deutschen Exgaybewegung, weil sie mit dem Verständnis des Vereins Wüstenstroms von Homosexualität nicht übereinstimmen: für sie ist Homosexualität kein Defizit das geheilt werden könne.

Wüstenstrom ist keine Alternative zu anerkannten psychotherapeutischen Beratungsstellen. Denn die Berater Wüstenstroms sind keine professionellen Fachärzte, ergo nicht der wissenschaftlichen Seriosität und Redlichkeit verpflichtet. In der internationalen Fachwelt spielt Wüstenstrom daher so gut wie keine Rolle.



Ein guter Freund schreibt zum Thema:

Als ein an den letzten Sinnfragen menschlicher Existenz sehr interessierter Mensch habe ich persönlich oft und bewußt die Nähe auch evangelikaler Kreise gesucht. Es ist bitter und schändlich zugleich, wegen einer offen zum Ausdruck gebrachten Homosexualität mit Vorurteilen, Mobbing und Schimpfattacken unterhalb der Gürtellinie vom Hof gejagt worden zu sein. Ich denke, sie hätten ein verstärktes seelsorgerliches Interesse, Menschen in gerade solchen Lebenssituationen richtig und sinnvoll weiterhelfen zu wollen. Von einer Gnade Gottes, einer allumfassenden Christusliebe - welche gerade die Zöllner, Sünder, gesellschaftliche Außenseiter wie z.B. Trinker umfasst hat - war plötzlich nichts mehr festzustellen und zu verspüren. Sie haben das letztgültige Urteil quasi an Christi Statt, welches hieß: "schickt ihn in die Verbannung!" gefällt. Vielen Dank, daß Sie weiterhin den Willen Gottes so gut kennen und menschennah interpretieren.
Meinen Brüdern und Schwestern von der Liebenzeller Mission, den Christusträgern CT, dem CVJM, der Heilsarmee, den Damen und Herren Kirchengemeinderäten meiner evangelikal geprägten landeskirchlichen Gemeinde, jedenfalls herzlichen Dank für die Verbundenheit im Glauben.


nur eine kurze Aufzählung von Ansichten Evangelikaler:

Es wird gerne behauptet, dass Homosexuelle einen Identitätskonflikt haben, eine Bedrohung für Ehe und Familie mit nicht absehbaren Konsequenzen für das Heranwachsen unserer Kinder sind, sie Hilfe brauchen, Sünder sind, dass von ihrem Lebensstil Gefahr ausgeht, dass sie in der Entfaltung ihrer Identität stecken geblieben sind, dass sie eine Beeinträchtigung der ungestörten Entwicklung unserer Kinder verursachen, dass sie eine Bedrohung des Wohls unserer Kinder sind, dass sie das grundgesetzlich geschützte Recht auf körperliche Unversehrtheit verletzen, dass sie nicht normal sind, dass sie unnatürlich sind, dass sie als Kranke einzustufen sind, dass sie bindungsunwillig sind, dass sie bürgerlich nicht verträglich sind(!), dass sie entwicklungsgestört sind, dass ihr coming-out die Bildung einer Subidentität ist, dass sie ihre inneren Fragen nicht lösen können, sie zerbrochene Menschen sind, von Dämonen und Satan besetzt, dass sie an ihrem eigenen Körper leiden, dass sie einen defekten Körper haben, ihr Tun wird neben Mord, Drogenabhängigkeit und Ehebruch gestellt, es wird gesagt, dass sie versuchen, das Gesicht unserer Gesellschaft nachhaltig zu verändern und dass das nicht anzuerkennen ist.


Und das sagt Wüstenstrom:
Daher betonen wir nach wie vor, wie wir uns in den Diskurs einbringen wollen und dass wir keine menschenverachtenden Ansichten verbreiten oder unterstützen:
Wüstenstrom hält sich an seine ausgewiesene professionelle Selbstverpflichtung.
Wüstenstrom berät ergebnisoffen.
Wüstenstrom wendet sich gegen Methoden der Beratung aber auch gegen Vorstellungen von Sexualität, die mit dem Begriff „Umpolung“ in Zusammenhang zu bringen sind.
Wer etwas anderes über wüstenstrom aussagt, sagt bewusst die Unwahrheit und hat ausschließlich das Ziel, wüstenstrom zu verleumden, zu diffamieren und unserem Ruf zu schaden.

Das sagen "Wüstenstrom-Überlebende":

"johannes65" im Jesus.de-Forum
"Andreas" auf Zwischenraum
"Ehemaliger" auf zeit.de zum Zeit-Artikel
Bericht eines anonymen Aussteigers (persönlich bekannt) (PDF)
"Thomas" und "Andreas" im SWR: (Stellungnahmen Wüstenstroms)



Zeugnisse von Markus Hoffmann und Stefan Schmidt von Wüstenstrom:

Markus Hoffmann in der Bulletin vom DIJG (PDF)
Stefan Schmidt auf Soulsaver
Markus Hoffmann in der sehenswerten Sendung von ERF-TV:

-entfernt-

Lesenswerte Links:
Wikipedia-Eintrag zum Nachschlagen
Jährlicher Freundesrundbrief Wüstenstroms mit Jahresresümee
Selbstverpflichtungserklärung Wüstenstrom
Presseerklärung Wüstenstrom
Bericht von der christlichen Organisation "Christlich Sicher Geborgen"
Psychologen und Ärzte bewerten Wüstenstrom
Bericht von Broken-Rainbow, Gisela Wolf
Kommentar der BASG zu "Umorientierungstherapien"
Artikel der FAZ
Artikel von SPIEGEL
Artikel von taz
Artikel von ZEIT (www.terra-zone.de)
Artikel von J. Lang: "Gutmütige Mamas und Papas wollen Schwulen helfen"
Darstellung der HuK zur Auseinandersetzung mit Wüstenstrom
Gehirn&Geist: "Liebe lieber anders" - aktuelle Sexualforschung

*(Quelle: persönliches Gespräch mit M. Hoffmann)

Eintrag auch erreichbar unter
www.lsvd.de/1179.0.html

2 Kommentare:

  1. Ein Freund von mir hat sich vorletztes Jahr mit einem sehr ernsten Aliegen an Wüstenstrom gewandt...
    .... und sie haben ihm nicht helfen können.

    ----------------------------------------------------------
    Datum: Thu, 18 Oct 2007 19:56:01 +0200 (CEST)
    Von: "Carsten Gerland Koch"
    Betreff: Schulungen zur Änderung der sexuellen Orientierung
    An: info@wuestenstrom.de

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    ich habe gehört, sie bieten Schulungen an, in den man als Homosexueller heterosexuell werden kann. Dabei nutzen Sie die Erkenntnis, dass sexuelle Identität nicht biologisch vorgegeben ist, sondern durch Umerziehung geändert werden kann.

    Das finde ich sehr interessant. Vielleicht können Sie mir damit bei meinem Problem helfen.

    Ich bin Heterosexuell; ich fühle mich zu Frauen hingezogen. Leider fühlen sich die Frauen nicht in gleichem Maße zu mir hingezogen. Es fällt mir wahnsinnig schwer, bei Frauen zu Zuge zu kommen, also im Klartext: mit Ihnen Sex zu haben. Es ist furchtbar kompliziert, man muss sie vorher einladen, ausführen, Konversation machen, etc. Und oft ist die ganze Mühe vergebens, sie wollen dann doch nicht und man hat nur Zeit und Geld verschwendet.

    Ich habe gehört, dass das bei den Schwulen viel einfacher geht. Man sagt doch, dass Schwule sehr promisk sind, dass sie sehr viel Sex und sehr viele Sexpartner haben. Es heißt, dass man bei Schwulen auch ohne dieses ganze Theater vorher (Einladen, Ausgehen, Konversation) schnell zum Zuge kommt. Und auch, dass man sie danach auch schnell wieder loswird, ohne dass die gleich eine Beziehung wollen oder gar heiraten.

    Ich muss gestehen, dass ich deswegen total neidisch auf die Schwulen bin. Und deswegen habe ich den Wunsch, auch homosexuell zu werden, also zumindest mal zum Ausprobieren.

    Ich habe bereits ein paar Versuche unternommen, homosexuelle Kontakte auf öffentlichen Toiletten herzustellen. Aber die waren nicht wirklich erfolgreich. Zwar war es wirklich sehr einfach, mit jemandem in Kontakt zu kommen, aber dann hat "es" nicht geklappt. Ich war eben nicht sexuell erregt, weil mich Männer nicht sexuell erregen. Ich bin nun mal heterosexuell.

    Aber immerhin habe ich jemanden auf der Toilette getroffen, der auf einer Ihrer Schulungen war, und der Sie mir empfohlen hat.

    Wenn es möglich ist, Homosexuelle zu Heterosexuellen umzuerziehen, dann ist es doch sicher auch umgekehrt möglich Heterosexuelle zu Homosexuellen umzuerziehen. Bieten sie auch solche Schulungen an, oder können Sie jemanden empfehlen, der solche Schulungen anbietet? Ich wäre sehr daran interessiert.

    In Erwartung Ihrer Antwort grüßt freundlich,
    Carsten Gerland Koch

    -------

    Mon, 22 Oct 2007 23:22:05 +0200
    Betreff: Re: Schulungen zur Änderung der sexuellen Orientierung
    Von: "Stefan A. Schmidt"
    An: "Carsten Gerland Koch"

    Sehr geehrter Herr Koch,

    wir glauben nicht an die Dichotomisierung in Homosexualität und Heterosexualität und an keine Schalter, der die eine Empfindung in die andere verwandeln kann. Schon gar nicht halten wir eine Umerziehung für möglich, von der Sie sprechen.
    Mit Vehemenz weisen wir aber die Unverschämtheit Ihrer Email zurück. Es gibt Menschen in Not, die uns anschreiben und für deren Belange wir uns gern engagieren. Dass Sie diese Menschen auf den Arm nehmen und gleichzeitig unsere Zeit stehlen, ist skandalös.
    Wenn Sie ernsthafte Anfragen an uns haben, sind wir gern zum Gespräch bereit. Sarkasmus und Selbstgerechtigkeit werden aber jeden Dialog verhindern!

    Mit freundlichen Grüßen,
    Stefan Schmidt
    wuestenstrom e.V.

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  2. Keine Worte add..I definitiv zustimmen!

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